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Aussitzen statt einsitzen

■ Landgericht Hanau will ALKEM–Verfahren eröffnen

Die Entscheidung des Hanauer Landgerichts, das Verfahren gegen die ALKEM–Manager Stoll und Warrikoff - bei letzterem nach der zu erwartenden Aufhebung seiner Immunität als CDU–Bundestagsabgeordneter - und gegen die Mitarbeiter der Atombehörde im hessischen Wirtschaftsministerium zu eröffnen, dürfte dem frischgebackenen hessischen Hofkonditor Wallmann kaum schmecken. Der neue CDU–Ministerpräsident hat dem Wahlvolk nämlich „Ruhe an der Atomfront“ versprochen und demgemäß bereits die Rücknahme der Klage des Landes Hessen gegen die Plutoniumwirtschaft angekündigt. Daß ausgerechnet Wallmanns Parteifreund Warrikoff in Sachen ALKEM die Fäden zog, dürfte dem „Ruhebedürfnis“ des Ministerpräsidenten gleichfalls kaum entgegenkommen. Doch Walter Wallmann darf sich auch bedanken bei den Hanauer Richtern. Ausgestattet mit dem diskreten Charme der Bourgeoisie haben die Herren in den schwarzen Roben mit der Bekanntgabe der Verfahrenseröffnung rücksichtsvoll die Hessenwahl abgewartet. Bei den paar tausend Stimmen, die dem rot–grünen Bündnis am vergangenen Sonntag fehlten, hätte eine vorgezogene Ankündigung der Verfahrenseröffnung - die ja auf ganz konkreten Verdachtsmomenten fußt - möglicherweise noch für andere Mehrheitsverhältnisse im hessischen Landtag gesorgt. Wallmann und Warrikoff werden nach dem Motto „Aussitzen statt einsitzen“ die Plutoniumaffaire vor dem Hanauer Landgericht durchstehen. Nicht umsonst sind beide durch die Bonner Schule gegangen. Wallmann wird bleiben, was er uns im vergangenen Jahr bereits war: Plutoniumverwalter. Klaus–Peter Klingelschmitt

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