: G A S T K O M M E N T A R Jetzt erst recht!
■ Waldheims Einreiseverbot in die USA
Jetzt haben wir einen Präsidenten, der als Privatperson unerwünscht ist. Wir haben ihn uns gewünscht, weil er in den USA ein bedeutender Mann gewesen ist: UNO–Generalsekretär. Jetzt wollen sie das schöne Paket, das sie uns geschickt haben, nicht zurücknehmen. Die Partei, der wir die Festtagsbescherung verdanken, die ÖVP, hat ihre Beziehungen zu den USA nicht spielen lassen können, damit die den Waldheim hier ungestört Präsident spielen lassen. Und damit wir es alle nicht gewesen sind, weil wir später geboren sind und daher nichts wissen können, und weil Waldheim rechtzeitig geboren ist und trotzdem nichts gewußt haben will, obwohl er dabei gewesen ist. Er hat aber nichts getan. Es waren andere, die es getan haben, und Waldheim hat sie nicht gekannt. Und hätte er sie gekannt, er hätte sie vergessen. Umsonst war es, daß der Generalsekretär der ÖVP Michael Graff in seinem : „Jetzt erst recht!“ Präsidentschaftswahlkampf von dem „ehrlosen Gesell vom jüdischen Weltkongreß“ gesprochen hat. Jetzt ist dem Herrn Graff das alles vielleicht doch nicht ganz recht, denn der US–Präsident hat bekanntlich immer recht, auch wenn er im Weltraum aufrüstet oder Chiles Pinochet mit beiden Armen im Sattel festhält. Jetzt haben wir den Präsidenten, den wir jetzt erst schlecht aushalten, weil die anderen, die Herren der freien Welt, ihn auch nicht haben wollen. Und die paar Juden und die anderen volksfremden Elemente, die während des Waldheim– Wahlkampfes verprügelt und beschimpft worden sind, die wollen wir ganz schnell vergessen. Inzwischen haben wir gelernt, wie das geht. Elfriede Jelinek, österreichische Schriftstellerin
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