: Maxhütte: Bayern schielt nach Bonn
■ Keine Beteiligung des Freistaats an Maxhütte–Auffanggesellschaft / Zwischen 1.500 und 3.000 Entlassungen stehen in strukturschwacher Region bevor / Klöckner saniert sich
Aus Nürnberg Bernd Siegler
Die bayerische Staatsregierung lehnt es weiterhin aus „ordnungspolitischen Gründen“ ab, sich direkt an der Auffanggesellschaft zur Rettung der Maxhütte zu beteiligen. Nachdem schon die Banken ein weitreichendes Engagement abgelehnt hatten, fordert der bayerische Wirtschaftsminister Anton Jaumann in der Landtagsdebatte nun eine 50 des Bundes. Seit am Gründonnerstag der Vorstand der Eisenwerk–Gesellschaft–Maximilianshütte den Gang zum Konkursrichter angetreten hatte, wird der Schwarze Peter um die Rettung des größten Arbeitgebers der Oberpfalz also munter weitergereicht. Die Staatsregierung, die sich bisher nur kurz vor Wahlen spendabel ge zeigt hat, hofft mit ihrem Ruf nach Bonn auf die Vergeßlichkeit aller Beteiligten. Bereits Ende letzter Woche hatte der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU– Bundestagsfraktion, Wissmann, einer Bundesbeteiligung eine Absage erteilt. Aus dem Bundeswirtschaftsministerium verlautete, es gebe keine Garantien für Stahlstandorte. Wer jetzt die für die Auffanggesellschaft notwendigen 310 Mio. aufbringen soll, steht in den Sternen. Die bayerische Staatsregierung stellt lediglich eine „großzügige staatliche Darlehensabsicherung“ (Jaumann) in Aussicht. 30 Mio. werden für die Sozialleistungen, 80 Mio. kurzfristig zur Fortführung des Betriebes benötigt. Die geplante technische Umstellung des Produktionsprozesses auf Elektro–Öfen mit dem Einsatz von Schrott, und billigen Fremderzen erfordert 200 Millionen DM. Dieser ehemals von den Klöckner–Werken und jetzt von Konkursverwalter Heinrich von der Beek favorisierte Plan bedeutet jedoch gleichzeitig das Aus für die werkseigene Erzgrube Leonie in Auerbach mit ihren 300 Arbeitsplätzen. Sollte das Elektro– Stahlwerk–Konzept, das derzeit vom Kernforschungszentrum Karlsruhe auf Rentabilität überprüft werden soll, realisiert werden, bedeutet das eine Reduktion der Maxhütte–Belegschaft um 1.500 auf letztendlich 3.200. Der Münchener Unternehmensberater Roland Berger, der bereits vage Gespräch mit den Banken und dem bayerischen Finanzministerium geführt hat, hält gar 3.000 Entlassungen für notwendig. Derweil stehen 1.233 ehemalige ältere Beschäftigte der Maxhütte, davon 50 Geld da. Seit Mittwoch sind die ausgehandelten Sozialpläne unwirksam, sämtliche Leistungen wurden gestrichen. Die Duisburger Klöckner Werke AG hingegen, der größte Gesellschafter des bayerischen Montanunternehmens, nutzt den Maxhütte–Konkurs zu seiner eigenen Sanierung. Vorstandschef Herbert Gienow kündigte einen Kapitalschnit im Verhältnis von vier zu eins an. 75 Grundkapitals von 469 Millionen DM gehen damit für die Aktionäre verloren, um den Vermögensverlust aus dem Maxhütte–Konkurs von 380 Millionen zu bereinigen. „Wir ziehen die Konsolidierung des Stahlbereichs zeitlich vor“, erklärte Gienow, und „stehen damit deutlich besser da als bisher“.
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