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Reagan bettelte bei Fahd um Contra–Geld

■ Reagans ehemaliger Sicherheitsberater McFarlane belastet den Präsidenten / Auch neue Enthüllungen Secords über geheime Iran–Kontakte

Aus Washington Stefan Schaaf

Entgegen seinen auch in den letzten Tagen immer wieder vorgebrachten Beteuerungen hat Präsident Reagan eine wichtige Rolle bei der Finanzierung der nicaraguanischen Contras durch andere Länder gespielt. Dies machte der erste Teil der Aussage des ehemaligen Sicherheitsberaters McFarlane vor dem Iran–Contra–Untersuchungsausschuß deutlich. Zugleich machte Ex–General Secord gegenüber der Fernsehgesellschaft ABC neue Enthüllungen über geheime Treffen zwischen hochrangigen Mitgliedern der Reagan–Administration und drei führenden Vertretern der Khomeini–Regierung. Sie hätten Ende 86 in Washington Geheimgespräche über erneute US–Waffenverkäufe an Iran geführt. In der Zeit von Oktober 84 bis zum Herbst 86 war der Reagan–Administration durch das sogenannte „Boland– Amendment“ vom Kongreß verboten gewesen, direkt oder indirekt militärische Aktionen gegen Nicaragua zu unterstützen und finanzielle Mittel für die Contras bereitzustellen. McFarlane schilderte jedoch, daß Saudi–Arabien im Februar 86, einen Tag nach einem Gespräch zwischen Reagan und dem saudischen König Fahd im Weißen Haus, seine Unterstützung für die Contra von monatlich einer auf zwei Mio. Dollar erhöht hatte. McFarlane erläuterte, es sei zwar allgemein klar gewesen, daß man andere Staaten nicht direkt um eine Unterstützung der Contra habe angehen können. Wenn man aber deren schwierige Situation geschildert habe und daraufhin freiwillig eine Spende angeboten worden sei, so habe man nichts Verwerfliches darin gesehen, die Nummer eines Bankkontos der Contra in Miami zur Verfügung zu stellen. Reagan sei von ihm bereits 1984 informiert worden, daß Saudi–Arabien, von dem in der Anhörung immer nur geheimnisvoll als „Country Two“ die Rede war, mit regelmäßigen Zahlungen begonnen habe. Reagan habe sich außerdem in der Zeit, als das Boland–Amendment in Kraft war, persönlich beim Staatschef von Honduras für die Freigabe einer von ihm beschlagnahmten Waffenlieferung eingesetzt. Er habe mit seiner Intervention Erfolg gehabt. McFarlane hatte viel Lob für Oberstleutnant North übrig, den er einen „entschlossenen, unermüdlichen und seiner Sache hingegebenen“ Mann nannte. Fortsetzung auf Seite 6 Die Befragung ergab jedoch, daß er North immer wieder vor einem Bruch der Gesetze warnen mußte und dabei nicht immer Erfolg hatte. So habe North auf ein Land Druck ausgeübt, das eine Ladung Waffen beschlagnahmt hatte, deren Endverbraucher–Zertifikate gefälscht waren. North wollte der Contra auch Geheimdienstinformationen über eine für die sandinistische Armee bestimmte Waffenlieferung übermitteln. North habe zudem nach Aufdeckung der Affaire belastende Dokumente vernichten wollen. Wie McFarlane erst jetzt in der Anhörung berichtete, wurde er im Herbst 1985 von israelischer Seite ersucht, die Geisel zu benennen, die für die erste Lieferung von insgesamt 508 Raketen an Iran freikommen sollten. „Ich bat um Buckley“, sagt McFarlane aus den CIA–Stationschef für den gesamten Mittleren Osten, der im März 1984 in Beirut entführt worden und zu diesem Zeitpunkt bereits ermordet war. Um Geiseln im Libanon ging es auch bei den Gesprächen Ende letzten Jahres zwischen Reagan– Vertrauten und Iranern, über die Ex–General Secordim Fernsehen berichtete. „Wir waren dabei, diese Art von Kontakten (mit dem Iran) herzustellen, die die Verei nigten Staaten wirklich brauchen“, erklärte der General i.R. und bedauerte, daß die Enthüllungen von Justizminister Edwin Meese über die Weiterleitung von Geldern aus dem Iran–Waffengeschäft an die nicaraguanischen Contras die Verhandlungen zum Scheitern gebracht haben. Die Vereinigten Staaten und Iran hätten sich im Oktober über ein Protokoll in neun Punkten geeinigt. Darin sei die Lieferung von 500 Panzerabwehrraketen TOW und die Freilassung von zwei der drei im Libanon noch festgehaltenen US–Geiseln vorgesehen gewesen. Die dritte Geisel habe später freigelassen werden sollen, berichtete Secord. Bei einem Treffen Anfang Dezember zwischen Vertretern der US–Regierung und einem der drei Iraner sei die Entscheidung, eine Begegnung auf hoher Ebene zwischen den beiden Ländern zu organisieren, beibehalten worden, erklärte Secord. Diese Begegnung sei bereits im Protokoll vereinbart gewesen, fügte er hinzu. Secord wollte in dem Interview keine Angaben über die Personalien der drei Iraner machen. Während ihres mehrtägigen Besuches hätten die Iraner Gespräche mit „direkten Vertretern des Präsidenten“ gehabt, so mit Oberstleutnant Oliver North. Reagan sei über den Ablauf der Verhandlungen unterrichtet worden. Die Iraner hätten in Abwesenheit des Präsidenten sogar das Weiße Haus besichtigt.

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