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Unblutiger Militärputsch auf Fiji gegen jüngst gewählte Regierung

■ Staatsstreich ein Novum im Südpazifik / Streitkräfte setzen Reformkoalition ab / Konflikte zwischen indischer und altfijianischer Bevölkerung / Proteste aus Australien und Neuseeland

Suva (ap/afp/dpa) - Überraschend ist am Donnerstag auf den Fiji–Inseln im Südpazifik ein unblutiger Militärputsch verübt worden. Am hellichten Tag drangen zehn maskierte Offiziere unter Führung von Oberstleutnant Rabuka, dem dritten Mann in der militärischen Hierarchie des 300–Insel–Landes, während einer Kabinettssitzung in das Parlamentsgebäude ein. Sie nahmen Premierminister Timoci Bavadra und seine 28 Minister gefangen und kündigten die Bildung einer provisorischen Regierung an, bis „die Ordnung im Land wiederhergestellt“ sei. Die Putschisten erklärten, es sollen die Verfassung ausser Kraft gesetzt und Neuwahlen ausgeschrieben werden. Der Coup erfolgte nur vier Wochen nach dem Wahlsieg einer gemäßigt–progressiven Koalition aus der neugegründeten Labourpartei unter Bavadra und der von Indern getragenen National Federation Party NFP. Das Bündnis hatte die seit der Ausrufung der Unabhängigkeit im Jahre 1970 regierende, strikt prowestliche Alliance Party abgelöst . Die Bevölkerung der relativ wohlhabenden Fiji–Inseln besteht zu 44 49 von den britischen Kolonialherren als Plantagenarbeiter auf die Inseln gebracht wurden. Die 2000 Mann starke Armee, eine der wenigen in der Region, ist ausschließlich mit Altfijianern besetzt. Über 80 per Verfassung ebenfalls für Fijianer reserviert. Inder, die sich in der Landwirtschaft betätigen wollen, müssen hohe Pacht zahlen. Die neue Koalition, in der die Fijianer nur noch mit rund einem Drittel der Kabinettssitze repräsentiert waren, war nun mit dem Versprechen angetreten, diese Regelung zugunsten der Inder zu ändern, was in den vergangenen Wochen immer wieder zu Protesten von Fijianern führte. Am Mittwoch hatten die Behörden einen zur altfijianischen Bevölkerung gehörenden Senator sowie einen Ex–Minister festgenommen, denen vorgeworfen wird, in eine Serie von Bombenanschlägen auf indische Geschäfte und den neuen indischen Justizminister verwickelt zu sein und durch verschiedenen Aktionen den Rassenhaß geschürt zu haben. Unklar war am Donnerstag, ob der Putsch möglicherweise auch außenpolitische Hintergründe hat. Die neue Regierung hatte nämlich auch die Verstaatlichung verschiedener Industrieunternehmen, darunter australische Minen, ins Auge gefaßt und angekündigt, sie werde in Zukunft einen blockfreien Kurs verfolgen. Amerikanische Kriegsschiffe mit vermuteten Nuklearwaffen sollten nach neuseeländischem Beispiel aus fijianischen Häfen verbannt werden, ein Fischereiabkommen mit der Sowjetunion wurde angepeilt. Erst vor zwei Wochen war Unterstaatssekretär Vernon Walters durch den Pazifik getourt, um die ehemals stramm US–freundlichen Inselstaaten wieder auf Linie zu bringen. Aus Washington wurde der Putsch weder negativ noch positiv kommentiert, während Australien und Neuseeland den Coup verurteilten. Sie würden eine Putschregierung keinesfalls anerkennen.

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