: Explosive Stimmung in Südafrika
■ Zwei Bomben in Johannesburg fordern drei Tote und neun Schwerverletzte / Razzien und Verhaftungen unter Schwarzen
Von Hans Brandt
Johannesburg (taz) - Vor dem Amtsgericht im Zentrum von Johannesburg explodierten gestern zur Mittagsstunde zwei Autobomben. Dabei wurden drei Polizisten getötet und neun weitere Personen verletzt. Außerdem wurden sechs Passanten verletzt. Es war die zehnte Bombenexplosion in Johannesburg in diesem Jahr. Schon in der Nacht zum Mittwoch war eine Bombe im luxuriösen Hotel–, Büro– und Einkaufszentrum „Carlton Centre“ in der Johannesburger Innenstadt explodiert, die allerdings nur geringen Schaden verursachte. Die gestrigen Bomben explodierten am vierten Jahrestag der größten politisch motivierten Bombenexplosion, die es je in Südafrika gegeben hat. Die Autobombe vor dem Hauptquartier der südafrikanischen Luftwaffe in der Hauptstadt Pretoria hatte danach 19 Menschen getötet und 239 verletzt. Ebenfalls in der Nacht zum Mittwoch veranstaltete die Polizei eine großangelegte Razzia auf ein Apartmentgebäude im weißen Stadtteil Hillbrow von Johannesburg. In dem Gebäude wohnen der Apartheid–Trennung von Wohngebieten nach Hautfarbe zum Trotz eine Reihe von schwarzen Aktivisten. Gleichzeitig wurde in Soweto ein Wohnheim für schwarze Studenten der liberalen Johannesburger Witwatersrand Universität von der Polizei durchsucht. Nach eigenen Angaben war die Polizei auf der Suche nach „Terroristen“. Außerdem gebe es einen Zusammenhang mit Untersuchungen der angeblichen Folter von Arbeitern im Hauptquartier der Gewerkschaftsföderation COSATU vor drei Wochen. Unbestätigten Berichten zufolge wurden bei den Razzien mindestens 14 Leute verhaftet, darunter mehrere Mitglieder des „Vereins Schwarzer Studenten“ an der Witwatersrand Universität. Es wird außerdem befürchtet, daß der bekannte oppositionelle Dichter Mzwakhe Mbuli bei den Razzien geschnappt wurde. Mzwakhe, wie er überall genannt wird, wird schon seit Monaten intensiv gesucht und lebt seitdem im Untergrund. Sowohl die Explosionen als auch die Razzien haben die Spannung in Südafrika erhöht. Es wird erneut befürchtet, daß das seit Wochen erwartete scharfe Durchgreifen gegen außerparlamentarische Opposition und Journalisten unmittelbar bevorsteht.
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