piwik no script img

Bauernopfer Kiechle tief getroffen

■ CDU schiebt die Schuld an der Ausladung Kiechles indirekt auf die CSU / Grüne sehen Kiechle als „Sündenbock“ / SPD: Landwirte für dumm verkauft / Wahlkampfstimmung schlägt bereits deutlich durch

Berlin (dpa/ap/taz) - Die Ausladung des Bundeslandwirtschaftsministers Ignaz Kiechle durch den Deutschen Bauerntag hat die CDU/CSU schwer angeschlagen. Den „unfreundlichen Akt“ will der „persönlich tief getroffene“ Kiechle, der seine für die Bauernversammlung geplante Rede inzwischen in Bonn als Flugblatt verteilt, auf die gesamte Bundesregierung bezogen wissen. Durch monatelange „härteste Verhandlungen“ in der EG habe er das Schlimmste von den Bauern abwenden können, rechtfertigt der Bauer auf der Regierungsbank im Manuskript seiner ungehörten Ansprache die EG–Beschlüsse. Der CDU–Bundestagsabgeordnete, Großagrarier und Bauernverbandspräsident Constantin Freiherr von Heeremann: „Wir mußten ein Zeichen setzen.“ CDU–Generalssekretär Geißler ruft nach der Ordnungsmacht Franz Joseph Strauß, den bayrischen Bauernverbandschef Gustav Sühler zurückzupfeifen. Schließlich hatte der bayrische Bauernverband, fest in der Hand der CSU, den Eklat provoziert. Strauß kantet zurück. Geißler täte besser daran, sich um seine Partei zu kümmern, statt abwechselnd die Bauern, ihren Verband und dessen Vorsitzenden zu beschimpfen. Unterstützung bekam Kiechle von den niedersächsischen Grünen: „Der Bauernverband hat jetzt seinen Sündenbock gefunden, nachdem er jahrelang das Bauernsterben mitgetragen und die Beschleunigung des Strukturwandels gefordert hat.“ Wer sich „zufrieden“ mit den Agrarbeschlüssen zeige, „verkauft die Landwirte für dumm“, erklärte dagegen der agrarpolitische Sprecher der SPD, Jan Oostergetelo. In Wahlkampfstimmung schlug sich auch der schleswig–holsteinische Ministerpräsident Uwe Barschel auf die Seite der grollenden Bauern. Die EG– Beschlüsse bedeuteten ein „existenzbedrohendes Sonderopfer“ für die Landwirte seines Bundeslandes. k.k.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen