piwik no script img

NUKEM - der „Schwindel“

■ Grüne halten NUKEM–Teilschließung für gigantischen Schwindel / Forderung nach ordentlichem Genehmigungsverfahren wiederholt / Kaum ein Echo von der SPD

Von K.P. Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Die Teilstillegung der Hanauer Brennelementefabrik NUKEM–alt, die - auf Druck des hessischen Umweltministers Weimar (CDU) - von den Betreibern der Anlage am vergangenen Freitag vorweggenommen wurde, soll möglichst bald wieder aufgehoben werden. Wie ein NUKEM–Sprecher erklärte, seien die „Umbauarbeiten“ im stillgelegten Bereich „Organische Konversion“ bereits im Gange, z.B. erhalte der Werkshallenboden einen „dekontaminierenden Anstrich“. Ob danach, wie von Weimar angekündigt, wegen weiterer „Nachbesserungen“ in anderen Anlageteilen der gesamte Betrieb stillgelegt werden müsse, sei noch nicht abzusehen, meinte der Sprecher. Für den Pressesprecher der Grünen, Georg Dick, ist die ganze NUKEM–Geschichte ein „gigantischer Schwindel“. Dick: „Wer wirklich Sicherheit will, der muß dafür sorgen, daß für NUKEM–alt ein ordentliches Genehmigungsverfahren nach dem Atomgesetz eingeleitet wird.“ Scharfe Kritik äußerte Dick auch an der SPD. Es sei „geradezu idiotisch“, daß der frühere Wirtschaftsminister Steger (SPD) nicht schon 1984 diese Teilstillegung als „Einstieg in ein ordentliches Genehmigungsverfahren“ verfügt habe. Auch die hessische Bundestagsabgeordnete der SPD Wieczorek–Zeul äußerte auf Anfrage der taz Kritik an Steger. Es sei „vollkommen unverständlich“, daß Steger nicht bereits 1984, als die Sicherheitsmängel bei NUKEM bekanntwurden, die Stillegung verfügt habe. Zur aktuellen Situation meinte sie, daß eine Erhöhung des Sicherheitsstandards generell zu begrüßen sei. Weimar habe aber keine Konsequenzen aus der auch bei höheren Sicherheitsstandards bleibenden Gefahr des Restrisikos gezogen. Tagesthema auf Seite 3 Kommentar auf Seite 4

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen