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Badekabinett in Italien

■ Im glühendheißen Italien lebt der alte Brauch der Übergangsregierung zur Sommerszeit wieder auf / Der bisherige Kabinettsbenjamin darf Regierung spielen

Rom (taz) - Nach wochenlangem Hickhack zwischen den beiden Wahlgewinnern Christdemokraten und Sozialisten hat Italiens Staatspräsident Cossiga nun ausgerechnet den bisherigen Kabinetts– Benjamin und Christdemokraten Giovanni Goria, 44, mit der Regierungsbildung beauftragt. Goria wird in dieser Woche Gespräche mit den bisherigen Partnern (außer PSI Sozialdemokraten, Republikaner und Liberale) sowie den Radikalen und den Grünen aufnehmen. Gescheitert ist damit der von DC– Chef De Mita seit Wochen lauthals verfolgte Plan, ein „starkes“ Kabinett - möglichst mit ihm selbst an der Spitze - für die kommenden fünf Jahre ein– zurichten: die Sozialisten des langjährigen Mini– sterpräsidenten Bettino Craxi waren dazu nicht bereit. Giovanni Goria, seit fünf Jahren Schatzminister, gilt zwar als Vertrauter De Mitas; doch die Berufung des politisch ansonsten wenig erfahrenen ehemaligen Bankdirektors zeigt, daß die unüberbrückbaren Gegensätze zwischen den beiden großen Regierungsparteien vorerst nur ein Übergangskabinett zulassen. Italien hat so wieder einmal - wie das bis in die 70er Jahre fast selbstverständlich war - eine „Baderegierung“, die lediglich verwaltet und spätestens nach den Ferien durch eine neue ersetzt wird. W.R.

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