: Reagan will Contra–Hilfe erhöhen
■ Von geplanten 105 Millionen soll die Contra–Finanzierung auf 140 Millionen US–Dollar gesteigert werden / Militärstrategisch in der Defensive, beschränkt sich die Contra auf Überfälle auf Bauerndörfer
Von Eva Hase Mihalik
Berlin (taz) - „Ich werde auf das Dach steigen und schreien“, überraschte Präsident Reagan fragende Journalisten, was er nach Ende der Irangate–Untersuchungen zu tun gedenke. Ungeduldig wartet Ronald Reagan darauf, nach Ende der öffentlichen Anhö rungen Stellung beziehen zu können. Er, der von der Anfang der 80er Jahre verbotenen Contra– Unterstützung „nichts wußte“, deren „Notwendigkeit“ aber genauso vehemement verteidigt wie sein Oberstleutnant Oliver North, will schon wieder die Hilfe für die Contra aufstocken. Schließlich trägt North ob seines „Patriotis mus“ schon Züge eines Nationalhelden. Statt 105 Millionen Dollar soll die Contra 140 Millionen erhalten, präsentierte Fitzwaters, Sprecher des Weißen Hauses, die Pläne seines Präsidenten der Öffentlichkeit. Die Auszahlung der Summe, die im September vom Parlament beschlossen werden soll, erstrecke sich über einen Zeitraum von 18 Monaten und solle erst zwei Monate nach Beendigung von Ronald Reagans Amtszeit auslaufen. In Managua werden die Anhörungen vor dem Irangate–Ausschuß genauestens verfolgt. Hoffnungen allerdings, die Irangate– Verwicklungen könnten sich zum einem Stolpernetz für Präsident Reagan und seine Contra–Hilfe auswachsen, sind mittlerweile einer Ernüchterung gewichen. Auch wenn die Erklärungen der Sandinisten stimmen, die Contra stelle militärisch gesehen keine Gefahr dar und sei in die Defensive gedrängt, bleibt sie doch ein schmerzliches Problem für die Nicaraguaner. Eben gerade aus der defensiven Position heraus stellt sich die Contra kaum Auseinandersetzungen im Stellungskrieg - Ausnahme waren die heftigen Kämpfe im Januar an der nicaraguanisch–honduranischen Grenze -, sondern beschränkt sich kontinuierlich auf feige Überfälle auf Dorfbewohner. Beispielhaft ist ein Vorfall vom ersten Juliwochenende, als elf Frauen und Männer im Südosten Nicaraguas, in der Nähe der Kooperative Jacinto Baca, von der Contra getötet und fünf weitere schwer verletzt wurden. Ein Kleinbus, der sich von Jacinto Baca auf dem Weg nach Las Miradas befand, wurde von Reagans „Freiheitskämpfern“ mit Handgranaten beworfen und aus Schnellfeuergewehren beschossen. Die Nationalversammlung Nicaraguas beschloß, das im Januar in Kraft getretene Amnestieangebot an Contra–Kämpfer um ein Jahr zu verlängern. Parlamentspräsident Carlos Nunez teilte mit, seit Beginn der Amnestie im Januar hätten 4.768 „Contras“ die Waffen gestreckt.
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