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„Medien tragen Antisemitismus“

■ Der österreichische Kommunikationswissenschaftler M. Gottschlich analysiert Presse: Waldheim–Berichterstattung fördert religiösen Antisemitismus zutage / Zwei Schweine begrüßen Waldheim auf den Salzburger Festspielen

Wien (afp) - Die österreichischen Medien haben seit Beginn der „Affäre Waldheim“ im März 1986 „die Talfahrt in den antijüdischen Irrationalismus mitverursacht und mitgetragen“. Zu diesem Schluß kommt der Professor am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, Maximilian Gottschlich, auf Grund einer von dem Institut vorgenommenen Medienanalyse. Die von Gottschlich geleitete Analyse wurde auf der Basis von 920 Artikeln österreichischer Printmedien erstellt. „Die Wahlkampfberichterstattung (Anfang März bis Anfang Juni 1986) operierte noch mit der Einstiegsdroge des wirtschaftlichen Antisemitismus“, indem sie Slogans wie „jüdisches Kapital“, „jüdische Geschäftsinteressen“ und „jüdische Medienmacht“ verwendete, berichtet Gottschlich. „Mit der Kommentierung der Watch–List– Entscheidung“ (Waldheim wurde am 27. April 1987 auf die „Watch–List“ der in den USA unerwünschten Personen gesetzt) „wird das Publikum sukzessive an härteren Stoff gewöhnt: an die unablässig offen oder versteckt transportierte antisemitische Stereotypie von der Verschwörung des Weltjudentums gegen das kleine, wehrlose Österreich.“ „Die von Österreichs Medien getragene Woge öffentlicher Empörung über die Ächtung Kurt Waldheims im westlichen Ausland (...) för derte zutage, was bis dahin noch versteckt blieb: den religiösen Antisemitismus“. Hinsichtlich der „Details“ der Medienanalyse stellt Gottschlich fest: „Jeder dritte Artikel sowohl der auflagenstarken (...) Kronenzeitung als auch der (...) Presse zum Thema Waldheim - Österreich und die Welt bediente sich antisemitischer Begriffe und Argumentationsstrukturen.“ Mit Pfiffen haben rund 50 Demonstranten am Samstag nachmittag Waldheim bei seiner Ankunft im Salzburger Stadtzentrum empfangen, wo er gestern an der Eröffnung der traditonellen Festspiele teilnehmen wollte. Demonstranten hatten ein überdimensionales Holzpferd aufgestellt, das der österreichische Bildhauer und Maler Alfred Hrdlicka geschnitzt hatte, um an die angebliche Mitgliedschaft Waldheims bei einer Reitergruppe der SA zu erinnern.

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