: Frankfurts Frauenhäuser in der Mühle
■ Die autonomen Frauenhäuser in Frankfurt sollen 20 Prozent „sparen“ / Sozialminister zweifelt ihre Förderungswürdigkeit an / Die Frauenbeauftragte Geschka (CDU) sichert Unterstützung zu
Aus Frankfurt Heide Platen
Die beiden Frankfurter autonomen Frauenhäuser bekommen jetzt den Rotstift der christlich–liberalen Landesregierung in Hessen zu spüren. Sie hätten, teilte ihnen das Sozialministerium mit, in diesem Jahr 77.000 Mark Personalkosten einzusparen. Gelinge ihnen dies nicht, heißt es in dem kurzen Brief aus dem Hause Trageser, sei die „Gesamtfinanzierung der Maßnahme als nicht gesichert“ anzusehen. Damit geraten die Frauenhäuser in eine Zwickmühle. Sie müssen entweder zwei der neun Stellen streichen oder das Projekt verloren geben. Rosemarie Göttert stellte während einer Pressekonferenz am Montag fest, daß es unmöglich sei, Betreuung, Beratung und Behördengänge für rund 60 Frauen und Kinder unter diesen Umständen zu gewährleisten. Die Frauen haben dem Ministerium inzwischen ihre eigenen Sparvorschläge von rund 40.000 Mark unterbreitet. Sie strichen die Supervision für Mitarbeiterinnen und alle handwerklichen Arbeiten. Aber auf die Dauer sei das keine Lösung. Die Frauenhaus–Frauen sind auch deshalb empört über die Streichung, weil sie bislang mit ih rem Etat weit unter dem der kommunalen Frauenhäuser liegen. Zudem sei die Belastung für den Landeshaushalt für alle hessischen Frauenhäuser mit drei Millionen Mark seit 1984 nicht gestiegen, wohl aber habe sich die Zahl der Häuser verdoppelt. Die hessische Frauenbeauf tragte Otti Geschka (CDU) sagte gestern auf Anfrage, sie wolle sich nach Kräften gegen die Streichungen wehren. Sie werde sich notfalls „auf den Kopf stellen“. Dies werde sie Sozialminister Trageser in einem Gespräch am 12. August deutlich zu verstehen geben. Die Frauenhäuser in Gießen und Marburg teilten mit, daß sie bisher von Kürzungen nichts wissen. Im Frauenhaus Kassel, das ebenfalls Personalgeld gestrichen bekam, ist die Situation schon vorher dramatisch gewesen. Sie hätten, sagte eine Sprecherin, schon 1986 das Doppelte der bewilligten Mittel gebraucht.
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