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Streikende in Südafrika entlassen

■ Im Arbeitskampf der Minenarbeiter feuert die „Anglo American Corporation“ Tausende von Streikenden / Südafrikas Post beginnt mit der Entlassung von 14.000 streikenden Arbeitern / Weitere Entlassungen angedroht

Johannesburg (ap/afp) - Der Streik Hunderttausender von Bergarbeitern in Südafrika eskaliert weiter. Am Donnerstag gab das größte Bergbauunternehmen, die Anglo American Corporation (AAC), die Schließung des Schachtes Nummer sechs der Goldmine von Vaal Reefs bekannt. Die Streikenden, etwa 2.000 bis 3.000 schwarze Arbeiter, wurden entlassen. Sie hatten ein Ultimatum der Minen–Gesellschaft, den Streik abzubrechen, ignoriert. „Die Arbeiter des Schachts sechs haben ihre Arbeitsstelle von sich aus aufgegeben“, so ein Firmensprecher. Das Unternehmen drohte mit der Schließung einer zweiten Mine für den Fall, daß 4.000 Arbeiter ihre Arbeit nicht bis zum nächsten Schichtwechsel wieder aufnähmen. Es ist die erste Minenschließung seit Beginn des Streiks der schwarzen Bergarbeiter am 9. August. Ein ähnliches Ultimatum wurde von AAC am Donnerstag morgen für mehrere Tausend streikende Arbeiter des Schachts Nummer eins der Goldmine von Western Holdings im Oranje–Freistaat (250 Kilometer südwestlich von Johannesburg) ausgesprochen. Falls sie nicht am Donnerstag bis 17 Uhr die Arbeit wieder aufnehmen, wird der Schacht geschlossen und die Arbeiter verlieren ihre Arbeitsstellen. Anglo American hatte die Schließung der beiden - defizitären - Schächte von Vaal Reefs und Western Holdings bereits vor dem Ausbruch des Streiks geplant. Die Bergarbeitergewerkschaft NUM teilte mit, das Unternehmen Gencors habe mit der Entlassung von 24.000 Bergleuten für den Fall gedroht, daß sie nicht bis Donnerstag abend an ihre Arbeit zurückkehren. Gencors bestritt das Ultimatum, gab jedoch bekannt, daß Streikende Disziplinarverfahren zu gewärtigen hätten. NUM–Mitarbeiter Marcel Golding sagte, zwischen 2.000 und 3.000 Arbeiter der Anglo American würden in den nächsten Tagen die Vaal–Reefs–Mine verlassen, nachdem sie ihre letzten Löhne bekommen hätten. Tarifvereinbarungen, die den seit elf Tagen andauernden Streik beenden würden, müßten auch Abfindungen für die entlassenen Arbeiter einschließen. Die südafrikanische Post hat mit der Entlassung von 14.000 schwarzen Angestellten begonnen, die seit mehreren Wochen aus Protest gegen die Entlassung von drei Kollegen streiken, und kündigte am Donnerstag die Einstellung von Ersatzleuten an. Wie die Wochenzeitung New Nation berichtete, berät der Gewerkschaftsdachverband COSATU seit mehreren Tagen über Solidaritätsstreiks. Südafrika stehe vor einem landesweiten Streik, heißt es in der Zeitung. Solidaritätsstreiks sind in Südafrika illegal. Am Mittwoch hatten 700 Arbeiter der Kohlemine in Landau bei Witbank im Anschluß an ein Ultimatum auf „Anraten“ der NUM die Arbeit wiederaufgenommen.

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