: Zubetonierung der Vergangenheit Protest gegen den Abriß der Reste des Judenviertels in Frankfurt / Kundenzentrum der Stadtwerke soll an Stelle der Fundamente der Judengasse gebaut werden / Stadt Frankfurt bietet Kompromiß an
Von Eva v. Hase–Mihalik
Frankfurt (taz)Seit Donnerstag abend haben rund 30 DemonstrantenJungen Jüdischen Gruppe Frankfurt,latzes in Frankfurtverhindern, daß dort weitere Abrißarbeiten an den Fundamenten der ehemaligen Judengasse vorgenommen werden. Vorgestern ntdeckte Bagger bereits die Grundmauern der Westseite des historischen Judengettos niedergewalzt hatten. Innerhalb der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung war der Konflikt zwischen der regierenden CDU und den Oppositionüber das Ausmaß der Erhaltung des alten Judenviertels letzte Woche vorerst durch einen Beschluß beendet worden: Von den Funda menten der alten Judengasse sollten ben. An ihrer Stelle soll ein Kundenzentrum der nahegelegenen Stadtwerke errichtet werden. Stadtverordnetenvertreter der SPD zeigten sich entsetzt, daß nur knapp eine Woche nach dem Beschluß schon vollendete Tatsachen geschaffen würden. Auch kirchliche Vertreter wie Propst Trautwein oder Gerhard Bars vom Evangelischen Regionalverband hatten sich in einem Schreiben an den Oberbürgermeister Brück für einen sofortigen Baustopp und die Bewahrung der Dokumente jüdischen Lebens eingesetzt. Dies war vom Oberbürgermeister mit dem Argument abgelehnt worden, daß eine Verlegung des Baus der Stadtwerke eine Ausgabe von einem dreistelligen Millionenbetrag mit sich bringen würde, außerdem würden die verbleibenden Funda mente in einer Ausstellungshalle entsprechend ihrer historischen Bedeutung zur Geltung gebracht. Auch die hessische Regierungskoalition von CDU und FDP im hessischen Landtag lehnte es ab, sich für einen Baustopp am Börneplatz einzusetzen, da dies nicht Angelschaft sei. Die Besetzer, u.a. von Pax Christi, der Jüdischen Gemeinde und den Grünenmittag fast von einem Baggerfahrer über den Haufen gefahren wordensie die Ergebnisse rats–Sitzung am Freitag mittag erfuhren: Außer den vier Fundamenten sollen zusätzlich die Grundmauern des „warmen Bades“ noch erhalten bleiben. Außerdem sollen die Funde in dem Gebäude des Kundenzentrums „in einer 1ce des Jüdischen Museums“ untergebracht werden. Der Abriß der Westseite der Judengasse icht im Zusammenhang mit dem Bau der Stadtwerke sondern zwecks weiterer Forschung vom „Amt für Boden– und Denkmalschutz vorgenommen worden. Manon Tuckfeldt, StadtrdBesetzer wollten solange am Börneplatz bleiben, bis ihre Forderung:beiten, bevor alle zuständigen Gremien darüber Beschluß gefahaben“, erfüllt worden sei.Die Grüne Bundestagsabgeordnete Antje Vollmer schickte ein Telegramm an die BesetzerInnen des Börneplatzes, in dem sie sich mit den Demonstranten solidarisierte. Für Samstag wird um 13.00 Uhr zu einer Kundgebung „Rettet den Börneplatz“ in Frankfurt aufgerufen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen