: Peter Tosh in Jamaica erschossen
■ Der Reggae–Prinz wurde in seinem Haus in Kingston angeblich von Gangstern ermordet, die Geld verlangt hatten / Der Mitbegründer der Wailers: „Dont look back“.
Je schlechter die Menschen, desto länger leben sie, und sie sterben oft friedlich im Bett, den Guten geht es nicht nur oft nicht gut, auch ein langes Leben ist ihnen nicht vergönnt. So die Binsenweisheit, die uns beim Ansehen der letzten Wochenend–Tagesschau entgegenklang. Reggae–Star Peter Tosh von Gangstern erschossen, zwei Tote und mehrere Verletzte beim Überfall in seinem Haus, Kingston, Jamaica, am Freitag: Drei bewaffnete junge Männer sollen mit Motorrädern vorgefahren sein, sie forderten Geld, und als Tosh sich weigerte, es herauszurücken, schossen sie. Tosh stirbt, und fünf weitere Anwesende, darunter seine Freundin Marlene Brown und der auf Jamaica populäre Disk–Jockey Jeff Dixon werden verletzt. Ein Nach–Ruf als Aufforderung, seine Alben und Kassetten wieder hervorzuholen. Schon die Titel seiner Platten sprechen für sich: „No Nuclear War“, erst kürzlich und nach vierjähriger Pause erschienen, „Mama Africa“, „Wanted“, „Captured Life“ und „Equal Rights and Justice“, wo es lapidar heißt: There will be no peace until there are equal rights and justice... Davor eine Menge von Titeln mit Marley und Bunny Livingston, nun einziger Überlebender der Wailers, zu deren Gründungsmitgliedern Peter Tosh zählte und die er 1973 angeblich wegen Spannungen mit Bob Marley verließ. „I Shot The Sherriff“ war von Tosh (nicht von Clapton). Heute, Montag abend spielen The Wailers Mit Bob Marleys Sohn Ziggy im Berliner Tempodrom. Tosh war in den vergangenen Jahren fast regelmäßig in Europa und Deutschland auf Tournee, sein Album „Legalize It“ propagierte etwas selbstironisch die Aufhebung des Verbotes von Marihuana, und nicht nur auf Jamaica wurde Tosh dem Ruf als provokanter Befürworter gerecht, als er 1976 vor 3O.OOO Zuschauern in Kingston auf der Bühne kiffte und Micheal Manley, den damaligen Premierminister Jamaicas, als anwesenden „host“ aufs Korn nahm, weil der sich weigerte, das von Tosh gepriesene „Heilkraut der Völker“ zu legalisieren. Peter Tosh, sein Leben verkürzt durch Leute, die vielleicht nur ganz schnell an das große oder kleine Geld kommen wollten? Seine so profane wie wahre Binsenweisheit der späten 70iger: Dont Look back. C. Ludszuweit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen