piwik no script img

Unklarheit über Chemiebrand

■ Folgen des Löschwasserabflusses noch unabsehbar / Löschwasser immer noch nicht analysiert / Chemische Zusammensetzung der verbrannten Produkte den Behörden unbekannt

Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Die Düsseldorfer Behörden wußten am Montag immer noch nichts genaues über die chemische Zusammensetzung der am Wochenende in einer Düsseldorfer Lagerhalle verbrannten Chemikalien. Zwar hat die Firma „Rentokil“ inzwischen eine Produktliste erstellt, die jedoch über die einzelnen Substanzen keinen Aufschluß gibt. Deshalb, so die städtische Pressestelle, könne man auch noch nichts über die Zusammensetzung des Löschwassers sagen, von dem etwa 60.000 Liter aufgefangen worden sind. Sicher ist nur, daß die Gullis erst im Verlauf der Löscharbeiten abgedeckt worden sind und dadurch ein Teil des Löschwassers über einen Gulli für Regenwasser direkt in den am Sonntag blau gefärbten „Schwarzbach“ geflossen bzw. in die Kanalisation gelangt ist. Die Analyse der entsprechenden Proben wird voraussichtlich noch einige Tage in Anspruch nehmen. Im Gewerbeaufsichtsamt hatte man an Unterlagen „nichts“ über die abgebrannte Firma. Auf dem Firmengelände existierten weder Brandmelder noch ein Auffangbecken. Solche Becken zum Auffangen des Löschwassers waren nach der Brandkatastrophe von Sandoz für Produktions–, nicht jedoch für Lagerstätten vorgeschrieben worden. Während über die Gefährdung durch das Löschwasser noch völlige Unklarheit herrscht, hat das Gewerbeaufsichtsamt für die Luft Entwarnung gegeben. Die Analyse der Rauchgase habe „nichts Kritisches“, so Amtsleiter Werth, ergeben. Zwar habe man alles mögliche bis hin zur Blausäure gemessen, aber die Werte „lagen knapp an der Nachweisgrenze“. Die Düsseldorfer Grünen haben das Verhalten der Firma als „absoluten Skandal“ bezeichnet und bis zu gesetzlichen Neuregelungen sofortige „freiwillige Vereinbarungen“ zwischen den Gewerbeaufsichtsämtern und den Chemiefirmen über die Errichtung von Sicherheitseinrichtungen verlangt. Am Mittwoch wird sich der Umweltausschuß des Düsseldorfer Rates in einer Sondersitzung mit den Folgen des Brandas beschäftigen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen