Mehr als eine Posse

■ Zu den Enthüllungen über den Berliner VS

In Berlin gehen die Uhren anders, auch beim Verfassungsschutz, heißt es bei entsprechenden bundesdeutschen Behörden achselzuckend. Und in der Hauptstadt der Zunft, schlagen sich die Agenten auf die Schenkel. Weil das eigene Versagen des Verfassungsschutz im „Fememordfall Schmücker“ so evident ist, hat man in Berlin nichts unversucht gelassen, nicht nur nichts zur Aufklärung beizutragen, sondern auch alles zu tun, um sie zu erschweren. Anwälte und Richter können ein garstig Lied darüber singen. Mitnichten ist es nur der professionelle Dilettantismus eines einzelnen Mitarbeiters, wenn sein Haus in Schwarzarbeit, dazu noch mit Hilfe eines KGB–Agenten gebaut und über Deckadressen bezahlt wird. Die Posse hat Methode. Die Verantwortlichen, vom Staatssekretär Müllenbrock bis zum stellvertretenden Leiter des Amtes, Pzytarski, sind im Zuge der Anti–Terrorismusbekämpfung der siebzigerer Jahre zu dem geworden, was sie heute sind. Die Sache ist einfach: VS–Mann Grünhagen weiß zuviel, deshalb wurde ihm von oben jede erdenkliche Fürsorge zuteil. Nicht sein Leben wäre bei einer neuerlichen Enttarnung durch Anschläge gefährdet, sondern in Wirklichkeit die eigenen Posten im Verschleierungsamt, VS genannt. Schon einmal hat Berlins Innensenator Kewenig (CDU) Ermittlungen in Sachen Schmücker niedergeschlagen. Vielleicht kommt er zu dem Schluß, daß es besser wäre, die ganze Bude gleich dicht zu machen. Am Tummelplatz der Branche würde das nicht weiter auffallen. Man hätte dann nur nichts mehr zum Lachen. Benedict M.Mülder