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Der Bär ist tot

■ Lino Ventura starb am Donnerstag in Paris

Seine besten Rollen zeigten ihn in der Tradition des film noir . Lino Ventura spielte den einsamen tough guy, der es vorzog, kompromißlos seinen Weg zu machen, egal, wohin der ihn führte. In Jean–Pierre Melvilles Le Deuxieme Souffle fand Venturas Darstellung des fatalistischen Gangsters, der seiner Vergangenheit nicht entrinnen kann und der Konsequenz seines Lebens nicht ausweichen will, ihren reinsten Ausdruck: von den Kugeln der Polizei tödlich getroffen, verweigert er die Geste der Kapitulation, der Versöhnung. Noch im Tod bleibt er eine Provokation. Lino Venturas schauspielerische Überzeugungskraft beruhte vor allem auf seiner physischen Präsenz: bevor er 1953 für seine erste Rolle entdeckt wurde, war Ventura Boxer gewesen; die französische Nachrichtenagentur afp bezeichnet ihn in ihrem Nachruf allerdings als „ehemaligen Europameister im Ringen“. Die massive Entschlossenheit seines Körpers stand in irritierendem Gegensatz zu seinem skeptischen Gesicht. Diese Ambivalenz bewahrte Ventura davor, der eindimensionale plumpe Haudrauf zu sein, den viele gerade in den letzten Jahren,in denen er routinierte, durchschnittliche Filme durch seinen Namen aufwertete, in ihm sehen wollten. Auch die väterliche, warmherzige Komponente seines Spiels wurde oft übersehen; in Robert Enricos Les Aventuriers paart Ventura Draufgängertum, Lebenslust, Entschlußkraft und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen - am Ende steht er, die Geliebte und der Freund ermordet, allein auf einem Inselschloß mitten im Atlantik: Es gibt nichts Schlimmeres, als allein übrigzubleiben. Lino Ventura ist am Donnerstagabend im Alter von 68 Jahren in seiner Wohnung bei Paris gestorben. wiglaf droste

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