: Zweifel an Eichlers Täterschaft
■ Der in U–Haft sitzende mutmaßliche Täter will die Tatwaffe „in die Hand gedrückt“ bekommen haben / Schmauchspuren am Handschuh allerdings nicht von Leuchtspurmunition
Von Klaus–Peter Klingelschmitt
Frankfurt (taz) - Wie die Bundesanwaltschaft (BAW) in Karlsruhe inzwischen bestätigte, soll der in U–Haft befindliche Andreas Eichler, der beschuldigt wird, an der Startbahn West zwei Polizisten ermordet zu haben, einen noch unbekannten Mann belastet haben. Während seiner Vernehmung hatte Eichler behauptet, die Tatwaffe in der Mordnacht von einem „Gesinnungsgenossen“ (BAW) in die Hand gedrückt bekommen zu haben. Eichler sollte die Waffe „verschwinden lassen“. BAW–Sprecher Förster hält diese Aussage des 33jährigen Eichler allerdings für wenig glaubhaft. Die bisherigen kriminaltechnischen Ermittlungen hätten eindeutig ergeben, daß die am Handschuh von Eichler entdeckten Schmauchspuren nicht den Schmauchpartikeln entsprächen, wie sie beim Abfeuern von Signalmunition zurückbleiben. Der Anwalt von Eichler wollte auch gestern keine Angaben zu den Aussagen seines Mandanten machen. Über den Mann, der Eichler nach dessen Angaben die Pistole in die Hand gedrückt haben soll, wurde gestern gleichfalls nichts bekannt. Laut Bundesanwaltschaft werden die Angaben Eichlers noch „überprüft“. Die von der Bundesanwaltschaft am Tag nach der Bluttat veröffentlichte Presseerklärung, wonach aus den Reihen der Demonstranten - kurz vor den tödlichen Schüssen - das Kommando: „Scharfschützen Feuer!“ gekommen sein soll, wurde von Hessens Innenminister Gottfried Milde übernommen. Nach Informationen der taz soll Milde während der Sondersitzung des Innenausschusses des Landtages erklärt haben, daß zwei schriftliche Aussagen vorlägen, die die Version der Bundesanwaltschaft bestätigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen