: „Heilige Allianz der Technokraten“
■ Robert Jungk über die Angleichung der Systeme
Wir erleben in diesen Tagen die Anfänge eines Bündnisses zweier technokratisch ausgerichteter Supermächte. Sie stimmen - nicht erst seit heute - grundsätzlich darin überein, daß die wissenschaftlich–technische Beherrschung der Natur und ihrer Nutzbarmachung, sprich Ausbeutung, nicht nur ihren Ideologien gemeinsam ist, sondern auch in ihren beiderseitigen weltweiten Interessen liegt. Anfänge einer solchen auf „high technology“ und permanenter, durch immer neue Invasionsschübe sich wandelnder Rüstung gegründeten Allianz sind heute schon in den Bestrebungen erkennbar, ein gemeinsames SDI–Programm in Gang zu setzen und großtechnische Weltraumziele, zum Beispiel eine amerikanisch–sowjetische Marsmission vorzubereiten. Als Antrieb für zentralistische Planwirtschaft auf der einen und weltweite Konzernplanung auf der anderen Seite sind solche planetarischen Projekte zunächst weniger gefährlich als eine sich permanent steigernde gegenseitige Abschreckung. Aber langfristig gesehen schaffen sie neue Gefahrenpotentiale, die sich aus der immer intensiveren Ausbeutung der Dritten Welt und ihrer Menschen, vor allem aber aus der zunehmend intensiveren, ökologisch zugleich immer untragbareren „Nutzung“ und Zerstörung natürlicher Resourcen ergeben. So wenig es der zur Unterdrückung der in der französischen Revolution geborenen Ideen im Jahre 1815 gegründeten reaktionären „Heiligen Allianz“ der damaligen Großmächte gelang, den Drang nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit dauernd zu kontrollieren, so wenig werden die Ansprüche der Natur und der Dritte–Welt–Völker auf Bewahrung und Gerechtigkeit durch die „Allianz der Technokraten“ beseitigt werden. Eine viel weitergehende, tiefere Befriedigung wird notwendig sein, um dieses anstehende Konfliktpotential zu vermeiden. Die riskante Ära der Technokratie kann nur durch radikal anderes Denken und neue, lebenserhaltende Ziele beendet werden.
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