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Islamische Atombombe – BRD Uran?

Diplom-Ingenieur Michael Sailer, Mitarbeiter des Öko-Instituts Darmstadt, hält den Bombenbau in den „Schwellenländern“ Libyen und Pakistan für möglich / Libyen hat das Geld und Pakistan das Know-how, um aus 93 % angereichertem Uran die Bombe zu bauen / Weitergabe von waffenfähigem Material nicht grundsätzlich zu verhindern  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) – Für den Diplomingenieur Michael Sailer vom Darmstädter Öko-Institut steht fest, daß – bei einer Zusammenarbeit von Libyen und Pakistan – beide „Schwellenländer“ in der Lage seien, auch nicht ausreichend angereichertes Uran auf „waffenfähig“ zu trimmen. Pakistan habe das technische Know-how und Libyen das Geld. Sailer: „Pakistan hat wiederholt erklärt, nicht die pakistanische, sondern die islamische Atombombe bauen zu wollen. Und Libyen hat natürlich ein Interesse daran, den Bau dieser islamischen Bombe voranzutreiben. Das alles sind gesicherte Informationen aus acht Jahren Arbeit am Thema.“

Nach Auskunft von Sailer hätten auch noch andere Länder ein vehementes Interesse daran, sich illegal Spaltstoff zu besorgen. Das Entwicklungsland Indien sei heute in der Lage, ohne ausländische Hilfe eine Atombombe zu zünden. Waffenfähig sei alles ab einem unteren Anreicherungsgrenzwert von 20Prozent. Dann müßte man allerdings eine Bombe von der Größe eines Lastwagens bauen. Bei einem Anreicherungsgrad von 93 Prozent genügten schon einige Kilogramm. Auf die Frage, ob – nach der Offenlegung des NUKEM-Skandals – die Weitergabe von Spaltstoff an Drittländer jetzt unterbunden werden könne, meinte Sailer, daß die Proliferation „nicht zu unterbinden“ sei, solange in der Bundesrepublik mit waffenfähigem Material umgegangen werde. Sailer: „Plutonium in abgetrennter Form darf nicht mehr ver- und bearbeitet werden. Das heißt im Klartext, daß dieALKEM geschlossen werden muß und die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf nie in Betrieb gehen darf.

Auch entsprechende Reaktorsysteme, die ohne Plutonium nicht auskommen, müssen stillgelegt werden.“ Darüber hinaus müßte vorhandenes, hochangereichertes Uran sofort mit abgereichertem Uran verdünnt und sämtliche Reaktoren, die mit hochangereichertem Uran arbeiteten, abgeschaltet werden. Das würde neben einer Reihe von Forschungsreaktoren auch den THTR in Hamm und dieNUKEM betreffen.

Daß die NUKEM von Bundesumweltminister Töpfer die Betriebserlaubnis entzogen bekommen hat, bringe dieser Atomwirtschaft kurzfristig keine großen Probleme. Sailer: „Schwierigkeiten können überhaupt nur der Hochtemperaturreaktor und die Forschungsreaktoren kriegen. Allerdings haben die Forschungsreaktoren meist einen relativ lange ausreichenden Vorrat angelegt. Der THTR dürfte allerdings bei halbjähriger NUKEM- Stillegung Probleme bekommen.“

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