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Iran-Minister vertröstet Kruppianer

Iranisches Aufsichtsratsmitglied bei Krupp gibt keine Garantieerklärung für Rheinhausen / Betriebsrat: „Sehr positives Gespräch“ / Islamische Position „ist es, den Menschen zu helfen“ / Demo auf der Zugspitze  ■ Aus Duisburg Walter Jakobs

Der iranische Vertreter im Aufsichtsrat der Krupp-Stahl AG, der stellvertretende Minister für Wirtschaft und Finanzen, Mohamad-Mehdi Navab-Motlagh, hat nach seinen Gesprächen mit dem Rheinhausener Betriebsrat am Sonntag „beide Seiten“ aufgefordert, „vernünftige Gespräche“ über die Zukunft des Stahlstandortes zu führen. Die „moralische Position“ des Islam sei es, sagte der Ministerstellvertreter, den „Menschen zu helfen“. Er hoffe, „daß eine Lösung gefunden wird, die sowohl die menschlichen, humanitären und sozialpolitischen Aspekte mit berücksichtigt, aber auch die betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten“. Eine Vermittlerrolle im Kampf um das Stahlwerk lehnte Navab-Motlagh ab. Er sei der Meinung, daß „beide Seiten genug Verstand aufbringen“ könnten, um über eine „vernünftige, sachliche Alternative“ zu reden.

Im Mittelpunkt des Gespräches, das vom Betriebsratsvorsitzenden Manfred Bruckschen als „sehr positiv“ gewertet wurde, standen Modelle, die auf einen Erhalt des Standortes Rheinhausen basieren. Über sein künftiges Stimmverhalten im Aufsichtsrat der Krupp-Stahl AG, an der der Iran mit 25,1 machte Navab-Motlagh keine Aussage. Es gehe nicht um Stimmverhalten, sondern um Gespräche. Sollte sich der iranische Kapitalvertreter auf die Seite des Betriebsrates schlagen, wären die Vorstandspläne erledigt. Schon im Jahr 1981 war durch Druck der iranischen Seite – damals war Navab-Motlagh noch Botschafter in Bonn – nach Aussagen von Auf sichtsratsmitgliedern ein massiver Abbau von Krupp-Arbeitsplätzen in Siegen und Hagen verhindert worden. Dem Gespräch mit dem Betriebsrat war ein Brief von islamischen Krupp-Arbeitern an den Ministerstellvertreter vorausgegangen, die „im Namen Allahs und unserer moslemischen Brüder“ darum baten, „der Schließung nicht zuzustimmen. Unsere letzte Hoffnung und Chance ist es, zu euch moslemischen Brüdern zu kommen“. Diese „gute Tat“ werde „eines Tages nicht ohne Antwort bleiben“. Eine Gruppe von Stahlarbeitern veranstaltete am Wochenende eine „Mahnwache“ auf der Zugspitze.

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