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Noch vier Demonstranten in DDR-Haft

■ Nach den „Lenin-Liebknecht-Luxemburg“-Aktionen wurden inzwischen 66 Personen in die BRD abgeschoben / Sie hatten alle früher einen Ausreiseantrag gestellt / Vier Leute, die in der DDR bleiben wollen, unter ihnen der Liedermacher Stephan Krawcyk, sitzen noch

Berlin (taz) – „Nachdem sie viele Leute in den Westen ausreisen ließen, hoffen wir, daß sie auch die, die in der DDR bleiben wollen, wieder rauslassen.“ Das war gestern in Ost-Berlin die Reaktion in Kreisen der Friedens- und Ökologieszene auf die Nachricht, daß nach den „Lenin-Liebknecht-Luxemburg“-Aktionen vom vorletzten Sonntag 66 Beteiligte in die BRD gebracht wurden, vier jedoch weiter in Haft bleiben mußten. Dabei handelt es sich um den Liedermacher Stephan Krawcyk, die Mitarbeiterin der „Kirche von unten“ Vera Wollenberger und die beiden Umweltbibliothekare Till Böttcher und Andreas Kalk. Doch mit der Entlassung des Mitbegründers der „Kirche von unten“, Herbert Mißlitz, am Samstag ist Hoffnung aufgetaucht. Auch der Aufruf westdeutscher Künstler, darunter Margaretha von Trotta, nicht mehr in der DDR aufzutreten (siehe Dokumentation S.7), solange Krawcyk inhaftiert ist, wird positiv vermerkt.

Inzwischen sind schon 66, im Zuge der Demonstrationen verhaftete DDR-Bürger im Aufnahmelager in Gießen angelangt. Nach Angaben des Leiters der Aufnahmestelle, Heinz Dörr, sind die Demonstranten direkt aus der Haft von Polizisten oder Beamten des DDR-Staatsschutzes an die Grenzübergänge Marienborn, Helmstedt und Gerstungen gebracht worden. „Alle hatten schon Ausreiseanträge in der DDR gestellt“, erklärte Dörr. Es stehe auch fest, daß nicht alle in den Westen Abgeschobenen an der Demonstration teilgenommen haben, sondern zum Teil gegenüber dem Stasi nur ihre Bereitschaft zur Teilnahmen bekundet hatten.

Seit dem Wochenende ist auch die Kirche in der DDR aktiv geworden. Der Vorsitzende des Evangelischen Kirchenbundes in der DDR, Werner Leich, hat gegenüber Regierungsvertretern auf die Realisierung der „Kultur des Streits“ gedrängt, die die SED in ihrem gemeinsamen Papier mit der SPD versprochen hat. Die Kirche erfülle mit Sorge, heißt es in Ost-Berlin, daß der Staat gerade jenen Inhaftierten besondere Härte zeigen könnte, die zum Bleiben in der DDR entschlossen seien. Dies könnte nur als Versuch verstanden werden, die Arbeit unabhängiger Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen empfindlich zu beeinträchtigen. er

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