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Vor dem Abgang Otto Wolffs gesammelte Worte

■ Wiederbelebung der Konzertierten Aktion gefordert / Kanzler ist keine Fachinstanz

Köln (dpa) - Für eine Wiederbelebung der Konzertierten Aktion hat sich der Präsident des Deutschen Industrie– und Handelstages (DIHT), Otto Wolff von Amerongen, ausgesprochen. Er sei immer ein Freund dieser vom früheren SPD–Wirtschaftsminister Karl Schiller geschaffenen Gesprächsrunde der Regierung mit den Gewerkschaften und den Wirtschaftsverbänden gewesen, sagte Wolff am Montag abend vor Journalisten in Köln. Die Konzertierte Aktion war letztmals komplett mit Gewerkschaften im Januar 1977, und ohne Arbeitnehmervertreter noch einmal im darauffolgenden Juli zusammengetreten. Nachdem die Arbeitgeber wegen der Mitbestimmung vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt hatten, waren die Gewerkschaften aus der Runde ausgezogen. Die jetzigen „Einzelunterhaltungen“ der Regierung mit den Sozialpartnern bringen nach Einschätzung Wolffs nichts. Es gebe überhaupt keinen Grund, nicht wieder zweimal im Jahr zusammenzukommen. Eine neue Konzertierte Aktion sollte nach Auffassung des DIHT–Präsidenten beim zuständigen Fachminister und nicht beim Bundeskanzler angesiedelt sein. Die Kritik von Vertretern der Großindustrie an der Wirtschaftsund Finanzpolitik der Bonner Regierung fällt nach Meinung Wolffs in Einzelpunkten etwas zu harsch aus. Die Ankündigung der Koalition, 1989 indirekte Steuern zu erhöhen, nannte Wolff einen Fehler. Unverständnis äußerte er an der Haltung des Bundeskanzlers zum Vorruhestand. Zunächst habe Helmut Kohl eine Verlängerung abgelehnt und dann einer Kompromißregelung zugestimmt. „Selbst in dieser Regierung gibt es Populisten“, sagte der in wenigen Wochen aus dem Amt scheidende DIHT–Präsident. Äußerst kritisch äußerte sich Wolff über die Agrarpolitik der EG–Regierungen, die er als „innenpolitischen Service an einer kleinen Gruppe“ bezeichnete. Dies sei „ein Beitrag zur populistischen Politik, die ich nicht mehr verstehe“. Es fehle an politischem Mut. Jegliches Ergebnis werde seit vielen Jahren verschleppt. Eine weitere Verschleppung könnte die Ziele eines europäischen Binnenmarktes für 1992 in Frage stellen. Wegen der Landwirtschaftspolitik präsentiere sich die EG als protektionistischer Verein, obwohl die Europäer weniger protektionistisch seien als die USA. Das Exportland Bundesrepublik hänge „auf Leben und Tod“ vom Funktionieren der EG ab. In den USA gibt es nach Worten Wolffs große Unsicherheiten darüber, was 1992 aus Europa auf sie zukommen werde. Die Amerikaner hätten lieber ein Europa, das mit einer Stimme spreche. Die konjunkturelle Situation der westlichen Führungsmacht schätzte Wolff zurückhaltend positiv ein. In den USA glaube man für dieses Jahr nicht an einen Wirtschaftsabschwung. Aber 1989 erwarteten manche eine „milde“ Rezession, sagte Wolff, der dem Aufsichtsrat des Ölmultis Exxon angehört.

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