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Botha begrüßt Status quo in Bophuthatswana

Nach dem gescheiterten Putsch bleiben die Vorwürfe gegen das „Homeland“-Regime in Bophuthatswana: Korruption, Wahlbetrug, dunkle Geschäfte mit Israel / Südafrika begründet Intervention im „Homeland“ mit bisher unbekanntem Kooperationsabkommen  ■ Aus Johannesburg Hans Brandt

„Ich habe nie gewußt, daß Freunde so treu sein können.“ Mit diesen Worten begrüßte Lucas Mangope, Präsident von Südafrikas Gnaden im „unabhängigen“ Homeland Bophuthatswana, am Mittwoch abend seinen südafrikanischen Gönner Pieter W. Botha. Innerhalb weniger Stunden hatten südafrikanische Militär- und Polizeieinheiten dafür gesorgt, daß aufständische Truppen der Bophuthatswana-Streitkräfte, die Mangope abgesetzt und im protzi gen „Unabhängigkeitsstadion“ in der Homeland-Hauptstadt Mmabatho festgehalten hatten, sich ergaben. Bei dem Solidaritätsbesuch im „Nachbarland“, an dem auch Südafrikas Minister für Recht und Ordnung, Adriaan Vlok und Verteidigungsminister Gene ral Magnus Malan teilnahmen, kündigte Außenminister Roelof „Pik“ Botha zufrieden an, daß „der Status quo wiederhergestellt“ sei. Die von den Putschisten erhobenen Vorwürfe der Korruption, des Wahlbetruges und dunkler Geschäfte mit zweifelhaften israelischen Beratern bleiben jedoch bestehen. Am Donnerstag begann die Polizei mit einer Großfahndung nach den flüchtigen Führern des Putsches. „Pik“ Botha sprach von Vermutungen, daß der in Südafrika verbotene ANC beim dem Umsturzversuch die Hand im Spiel hatte.

Die südafrikanische Intervention in einem Territorium, das im Sinne der Apartheid-Politik als unabhängiges Land gilt, begründete P.W.Botha mit der Existenz eines bisher unbekannten Kooperationsabkommens mit Bophuthatswana. Einzelheiten über dieses Abkommen sind nicht bekannt. Professor John Dugard, führender Jurist an der Johannesburger Witwatersrand Universität, sagte jedoch, daß selbst ein solcher Pakt nach internationalem Recht den Eingriff der Südafrikaner nicht rechtfertigen könne. „Der Eingriff macht deutlich, daß Südafrika die sogenannte Unabhängigkeit dieser Gebiete nur so lange akzeptiert, wie dort eine in Pretoria willkommene Regierung an der Macht ist“, sagte Dugard.

Bophuthatswana galt bisher als das stabilste Homeland Südafrikas. Für das Apartheid-Regime diente es als Beweis, daß die Abtrennung dieser Gebiete vom „weißen“ Südafrika und ihre Entlassung in die „Unabhängigkeit“ erfolgreich sein könnte. Die beiden größten Platinminen der Welt befinden sich in Bophuthatswana. So hat das Gebiet, anders als andere Homelands, tatsächlich eine realistische wirtschaftliche Grundlage. Davon profitiert jedoch nur eine dünne, priviligierte Oberschicht, während die Mehrheit der Bevölkerung in überbevölkerten ländlichen Gegenden in Armut lebt. P.W.Botha betonte in seiner Begründung für die südafrikanische Intervention, daß Südafrika eine „vor kurzem wiedergewählte, legale Regierung“ in Bophuthatswana unterstützen wolle. Doch die Wahlen Ende Oktober letzten Jahres, bei denen Mangopes Demokratische Partei (BDP) 66 der 72 Parlamentssitze eroberte, wurden von einer großen Mehrheit der Bevölkerung boykottiert. Es dauerte einige Tage, bis die Wahlergebnisse veröffentlicht wurden. Schon zu dieser Zeit erhob die oppositionelle Progressive Volkspartei (PPP) den Vorwurf des Wahlbetruges. PPP- Führer „Rocky“ Malebane-Metsing wurde am Mittwoch vom Militär in dem Putschversuch als Mangopes Nachfolger vorgestellt. Das Programm von „Rockys“ Partei unterscheidet sich allerdings kaum von dem der BDP. Vielleicht, weil er selbst Mitglied der BDP gewesen war.

Auch die Korruptionsvorwürfe sind nicht neu. Einer der wichtigsten Berater Mangopes, der in Israel als angeblicher sowjetischer Spion verhaftete Shabtai Kalmanowitsch, ist durch Großprojekte in Bophuthatswana reich geworden. Seine Firma Liat mit Büros in Johannesburg baute beispielsweise das Stadion, das den Putschisten als Hauptquartier diente. Sein Draht zu Mangope war so gut, daß er sich um Konkurrenz keine Sorgen zu machen brauchte. Ihm wurden Millionenverträge zugeschoben, ohne daß Gegenangebote eingeholt wurden. Kalmanowitsch war Vertreter des Homelands in Israel, bis er im November 1987 von Mangope fallengelassen wurde. Zu dieser Zeit saß er dort schon im Gefängnis.

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