piwik no script img

Monarchie oder „Gottesstaat“?

■ Demonstranten im pakistanischen Peshawar fordern den ehemaligen König Zaher Shah als Staatschef einer Interimsregierung für Afghanistan / Fundamentalisten wollen einen Gottesstaat

Berlin (afp/taz) – Einige Zehntausend afghanische Flüchtlinge haben in der Region Parachinar (westlich der pakistanischen Stadt Peshawar) an die Allianz der Mujahedin appelliert, den früheren König Zaher Shah als Chef einer Übergangsregierung in Afghanistan zu akzeptieren.

Auf dieser vierten Versammlung innerhalb von zehn Tagen wurde auch die Befürchtung laut, daß es nach dem vorgesehenen sowjetischen Truppenabzug zu einem neuen Bürgerkrieg kommen könnte. Denn nur drei der sieben Parteien der Allianz signalisieren Verhandlungsbereitschaft zur Bildung einer Übergangsregie rung, die als Voraussetzung des Truppenabzugs von Gorbatschow gefordert wird.

Die Rückkehr des Königs, der 1973 von Prinz Daud gestürzt wurde, wäre für viele Afghanen die Garantie für einen friedlichen Übergang in ihrem Heimatland, denn die Sowjetunion hat mehrmals signalisiert, daß sie dieser Lösung zustimmen würde.

Dagegen halten fundamentalistische Mudjaheddin ungeachtet der diplomatischen Aktivitäten zwischen Pakistan und Kabul, zwischen den USA und der Sowjetunion und des UN-Vermittlers Cordovez an ihrem Ziel einer islamischen Republik Afghanistan fest. Dem Exkönig Zaher Shah werfen die radikalen Moslems insbesondere vor, „kein guter Moslem“ zu sein und das Land sowohl westlichen Einflüssen ausgeliefert wie auch zu sehr an die Sowjetunion angenähert zu haben. Eine politische Lösung in Genf und der damit verbundene Kompromiß, der alle Interessen berücksichtigen müßte, steht diesem Ziel entgegen. „Die Mujaheddin waren nur gegen den gemeinsamen Feind vereint, aber ihre Meinungsverschiedenheiten können zum Bruch der Allianz und sogar zum Bürgerkrieg führen“, glaubt ein westlicher Diplomat in Peshawar. er

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen