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Empörung über Revierkonferenz

■ Bonner Konferenzergebnisse wurden vom Rheinhausener Bürgerkomitee heftig kritisiert / Die Gewinner seien allein die Unternehmer / Ruhe im Revier soll ein Wunschtraum bleiben

Rheinhausen (taz) – Das Rheinhausener Bürgerkomitee hat die Ergebnisse der Revierkonferenz am Freitag abend scharf kritisiert. Diejenigen, die „die Türen in Bonn und Düsseldorf aufgestoßen haben“, so der Betriebsratsvorsitzende Manfred Bruckschen unter dem Beifall von mehr als 1.000 Menschen in der Krupp-Kantine, „sind jetzt die Verlierer. Das werden wir nicht hinnehmen“. Ein seit 37 Jahren auf der Hütte malochender Stahlkocher wörtlich: „Jetzt ist die Zeit gekommen, daß wir den Hammer rausholen“.

Immer dann, wenn in der überfüllten Kantine jemand radikale Töne anschlägt, schwillt der Applaus der hier versammelten empörten AktivistInnen deutlich an. Pastor Thisbohnekamp, der zusammen mit Pfarrer Dieter Kelb zu den kirchlichen Motoren des Bürgerkomitees zählt, sagt, „wenn wir jetzt den Kampf um die Hütte aufgeben, bleibt uns nichts als leere Versprechungen“. Gewinner der Revierkonferenz, so Betriebsrat Gerd Pfisterer, seien „allein die Unternehmer“.

Die Verbitterung der Stahlkocher bekam am Freitag morgen auch der Duisburger Oberbürgermeister Josef Krings (SPD) zu spüren, der die Konferenz als ein „Erfolg“ für Duisburg gewertet hatte. Bei einem Besuch im Rathaus wurde Krings, bis dato in Rheinhausen immer gern gesehener Mitstreiter, lautstark ausgepfiffen. Wie der Kampf um den Stahlstandort weiter gehen kann, will die Belegschaft in dieser Woche auf mehreren Abteilungsversammlungen diskutieren. Bis zur Krupp-Aufsichtsratssitzung am 15.März hofft der Betriebsrat sein technisches Alternativkonzept vorlegen zu können. Die von den Unternehmern gewünschte Ruhe im Revier, so ein weiterer Redner, müsse Wunschtraum bleiben. Pfarrer Dieter Kelb: „Wir können hier gar nicht aufhören. Zu viele im ganzen Land schauen auf uns“. Walter Jakobs

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