: Querelen um Hanau–Demonstration
■ Autonome Gruppen mobilisieren nicht mehr für bundesweite Hanau–Demo am 19.3. / Der Trägerkreis für die Demo rechnet trotzdem mit etwa 15.000 Teilnehmern / „Wir wollen gewaltfrei demonstrieren“
Von Klaus–Peter Klingelschmitt
Hanau (taz) - Zwischen diversen, dem autonomen Spektrum angehörenden Gruppen aus Westdeutschland und dem „Trägerkreis“ der für den 19.3.88 geplanten Hanau–Demonstration ist es zu einer Kontroverse um die Ausgestaltung und die „politische Intention“ dieser Demonstration gekommen. Während die Initiatoren der Demonstation um die Hanauer Bürgerinitiative Umweltschutz (IUH) und die BI–Aschaffenburg/ Untermain die gesamte Großveranstaltung unter das „Primat der absoluten Gewaltfreiheit“ gestellt sehen wollen, sehen sich andere Gruppierungen durch die „Aus grenzung“ radikalerer Inhalte nicht mehr imstande, an dieser Demonstration teilzunehmen. Autonome aus Hanau, der „Frankfurter Aktionskreis gegen Atomanlagen“, der „Aktionskreis Umwelt“ und andere werfen den lokalen Bürgerinitiativen vor, mit dem Aufruf zu einer „friedlichen und gewaltfreien Demo“ angeblich „klare Absprachen“ der „paritätisch zusammengesetzten Aufrufgruppe“ gebrochen zu haben. Die IHU, so die autonomen Gruppen, hätte selbst „Kompromißvorschläge“ - wie etwa den Satz: „Wir wollen von uns aus keine Konfrontation mit der Polizei“ - abgelehnt und die Formulierung „friedlich und gewaltfrei“ für „nicht verhandelbar“ erklärt. Die insgesamt zehn Gruppierungen, die eine Stellungnahme zur Hanau–Demo gezeichnet haben, werden sich deshalb weder inhaltlich noch organisatorisch an der Demo am 19.3. beteiligen, aber sonst auf „weitere phantasievolle und gewaltige Aktionen“ setzen. Auf einer Pressekonferenz in Hanau–Groß–Auheim haben die lokalen Bürgerinitiativen gestern auch Stellung zu den Vorwürfen der autonomen Gruppierungen genommen. Für die IUH erklärte deren Sprecher Elmar Diez, wenn sich die Autonomen aus der Vorbereitungsgruppe zurückziehen würden, so sei das ihr Problem. Diez: „Wir wollen eine gewaltfreie und friedliche Demonstration durchführen, die die Hanauer Bevölkerung einbinden soll.“ Diez verwies auf das „breite Unterstützungsspektrum“, das von den Grünen über die Jungsozialisten bis zur DKP reiche. Im Vordergrund der Intentionen stehe deshalb die Mobilisierung breitester Bevölkerungsschichten für die Ziele der Anti–AKW–Bewegung, gerade in Hanau. Mit einer Flugblatt–Wurfsendung an alle Haushaltungen wollen die Bürgerinitiativler, die gegen die Stimmungsmache der örtlichen CDU (FAZ: „Die Chaoten kommen“) anzukämpfen haben, die Bevölkerung über den friedlichen Charakter der Demonstration aufklären.
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