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Zuflucht für mißbrauchte Mädchen

■ Stadt München finanziert „Zufluchtstelle“ für mißbrauchte Mädchen / CSU stimmte dagegen / Die Eröffnung ist ein Erfolg für die autonome Frauenbewegung / Mädchenwohngruppe wurde nicht genehmigt

Aus München Luitgard Koch

München (taz) - „Wir hätten bereits vergangene Woche, als wir die Eröffnung der Zufluchtstelle publik machten, alle Plätze besetzen können“, berichtet die 25jährige Sozialpädagogin Claudia Stegmeier von der Initiative Münchner Mädchenarbeit e.V., kurz „Imma“ genannt. Zehn Plätze zum vorübergehenden Wohnen für Mädchen zwischen 14 und 21 Jahren bietet die Münchner Zufluchtsstätte für Mädchen und junge Frauen in Not– und Krisensituationen, die diese Woche in München mit ihrer Arbeit beginnt. 280.000 offizielle Fälle sexuellen Mißbrauchs an Mädchen kommen jährlich in der Bundesrepublik vor. Die Notwendigkeit zu helfen ist also keine Frage. Trotzdem kämpften die Frauen von „Imma“ über vier Jahre für diese Einrichtung. Obwohl der Antrag für dieses Mädchenprojekt zum Schutz mißbrauchter Mädchen bereits Anfang 1986 auf dem Tisch lag, wurde erst im Herbst vergangenen Jahres im Stadtrat darüber entschieden. Gegen die Stimmen der CSU bewilligte die Mehrheit von SPD, Grünen und FDP 429.000 Mark für das Projekt und damit die 100prozentige Finanzierung. Fünf Sozialpädagoginnen sind jetzt rund um die Uhr abwechselnd im Einsatz. Die „Personaldecke“ ist dennoch wie so oft bei derartigen Projekten, nicht besonders üppig. Probleme sehen die Frauen auch bei der Suche nach geeigneten Heimen oder Wohngruppen für die hilfesuchenden Mädchen. Eine gleichzeitig mitbeantragte Mädchenwohngruppe als Ergänzung wurde nicht genehmigt. Ein weiterer Wermutstropfen: Der Kontakt– und Infostelle für Mädchen und Frauen von „Imma“ wurden zur selben Zeit ein Viertel der Gelder gekürzt. „Dabei ist dies eine wichtige Grundlage für die Arbeit der Zufluchtsstelle“, erklärt Tina Kuhne von „IMMA“. Trotzdem freuen sich die Frauen über diesen ersten Erfolg, da im Gegensatz zur Zufluchtstelle in Hamburg das Münchner Projekt von Feministinnen aus der autonomen Frauenbewegung initiert und getragen wird. Die Zufluchtstelle ist Teil eines Gesamtkonzeptes für ein Mädchenhaus, das nicht nur auf Schutzräume für Mädchen beschränkt sein soll. Ein ähnliches Konzept haben die Frankfurter Frauen. Ihnen wurde jedoch zunächst der „Freizeitbereich“ des Mädchenhauses bewilligt und keine Zufluchtsstelle. Ebenso wie die Adresse des Frauenhauses bleibt natürlich auch die Zufluchtstelle anonym. Telefonisch können Mädchen Kontakt zu den Mitarbeiterinnen unter der Nummer 089/183609 aufnehmen und sich mit ihnen treffen.

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