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No CommentEinheit in Unklarheit

■ IWF–Kongreß: Der Bündnis–Knall kommt erst im Herbst

An deutlicher Aussage mangelt es den Autonomen nicht, auch wenn kindische Parolen dabei herauskommen. Beispiel: „Verhindert den IWF–Kongreß“. Ebenso deutlich distanzieren sie sich auch von einigen Gegenaktionen, schließlich ist der Gegenkongreß der Initiativgruppen „ähnlich fragwürdig“ wie der erfolgreich durchkreuzte taz–Kongreß. Aber ebenso deutlich hoffen die Autonomen auch, daß die Debatte mit den anderen Gruppen über die Vorbereitung auf den Herbst „die Differenzen oder gar Fronten unter uns klarer machen“. Es wird dies vorerst ein Wunsch der Autonomen bleiben - in paranoider „Spaltungsangst“ fliehen die übrigen Gruppen vor dieser Diskussion. Der große Knall im Bündnis bleibt also für den Herbst aufgehoben, wenn man eigentlich massenwirksam über IWF und Weltbank reden will. Da tritt vorerst die West–Berliner Anti– IWF–Koordination (bei der die Autonomen Beobachter sind) wegen ungeklärter Formalien lieber auf der Stelle. Und die Alternative Liste will sich an die Spitze der Bewegung mogeln und meint, ganz integrativ der lächerlichen Verhinderungsparole der Autonomen ihre verträglichere eigene, nicht minder lächerliche Version überstülpen zu müssen: Der Senat wird aufgefordert, den Herbst–Kongreß abzusagen. Verhindern ist Trumpf, das hat sie von den Autonomen gelernt; und wer weiß, ob die AL sie nicht gar als Wähler will, wenn die anderen ausbleiben? Eine Debatte zur Sache würde in der Tat die traute Einheitssoße zu deutlichen Klumpen gerinnen lassen. Während man einigen in der Koordination unterstellen sollte, ihnen ginge es tatsächlich um die Geschicke der Drittwelt–Völker, können Veränderungen in der Dritten Welt aus autonomer Sicht höchstens als Abfallprodukte der großen Systemüberwindung in den Metropolen behandelt werden. Aber was ist schon der reformistische Kampf z.B. um die paar restlichen Tropenwälder, wenn es um die wahrhaft revolutonären Umwälzungen am (St. Nimmerleins–)“Tag X“ im eigentlichen Universum Kreuzberg geht? Ulli Kunkel

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