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Frauen und Kampfesmüde verließen den Tempel

■ Nach einwöchiger Belagerung des Goldenen Tempels von Amritsar schoß die indische Polizei Teile des Komplexes in Brand und verkündete dann eine Feuerpause / Nur noch etwa 40 Militante im Allerheiligsten verschanzt / Vorläufig wohl noch kein Sturmangriff

Amritsar (ap/taz) - 151 Menschen, darunter 18 Frauen und acht Kinder, flohen am Sonntag aus dem Goldenen Tempel von Amritsar. Viele von ihnen standen unter Schock, hatten Blutspuren an den Kleidern und klagten über Hunger und Durst. Mit Brandmunition hatten die von Eliteeinheiten verstärkten Regierungstruppen am Sonntag vormittag den Glockenturm des Heiligtums zerstört und darauf eine 15minütige Feuerpause eingelegt, um den unbeteiligten Zivilisten die Flucht zu ermöglichen. Unter den 125 Männern, die sich ergeben haben, befindet sich nach Angaben aus indischen Polizeikreisen auch der Sikh–Führer Sujit Singh Penta, der im Zusammenhang mit der Ermordung von mehr als 30 Menschen in Neu Delhi gesucht wurde; der Mann sei in lebensgefährlichem Zustand in ein Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem er Gift genommen habe. Seit einer Woche belagerten 3.000 Sicherheitsbeamte das Allerheiligste der 18 Millionen in Indien lebenden Sikhs - eine Antwort auf die Kampagne des Terrors und der Gewalt, mit der die militanten Sikhs für einen eigenen Staat „Khalistan“, das Land der Reinen, kämpfen. Mindestens 30 Menschen sind bei den Feuergefechten zwischen den Separatisten und den paramilitärischen Eliteeinheiten ums Leben gekommen. Jetzt hat es die indische Polizei mit einem harten Kern von knapp 40 Militanten zu tun, die die Feuerpause nutzten, um sich in das innere Heiligtum des Goldenen Tempels zurückzuziehen. Am Samstag hatte ein Sprecher der Landesregierung des Punjab gesagt, die Rebellen seien bereits seit zwei Monaten mit dem Ausbau der Befestigungsanlagen auf dem Tempelgelände beschäftigt. „Wenn wir jetzt nicht eingegriffen hätten, hätten sie sich dort buchstäblich eingegraben“, fügte er hinzu. In der Landeshauptstadt Chandigar wurden der Ex–Chefminister des Punjab, Parkash Singh Badal, und 70 Anhänger, die zum belagerten Tempel ziehen wollten, verhaftet. Insgesamt sind derzeit über 100 Menschen in Haft, die auf dem Weg zu dem umkämpften Heiligtum abgefangen wurden. Ein Sturmangriff der Soldaten ist nun zunächst unwahrscheinlich, da sie strikten Befehl haben, nicht in das Sanctum Sanctorum, den mit Goldplatten belegten Haminder Sahib, vorzudringen. Der Gouverneur des unter Bundesverwaltung stehenden Unionsstaats forderte die militanten Sikhs zur Kapitulation auf, nannte dafür aber keine Frist. „Wenn die Terroristen sich weigern, Vernunft anzunehmen, dann kann uns niemand für unser Vorgehen tadeln“, erklärte der Gouverneur. sl

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