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Radikalökologen geben nicht auf

■ Die Frankfurter Radikalökologen wollen offensiv gegen den Realo-Durchmarsch in der Partei vorgehen / Neue MitgliederInnen sollen andere Mehrheitsverhältnisse schaffen und Realo-Liste wieder kippen

Radikalökologen geben nicht auf

Die Frankfurter Radikalökologen wollen offensiv gegen den

Realo-Durchmarsch in der Partei vorgehen / Neue

MitgliederInnen sollen andere Mehrheitsverhältnisse schaffen und Realo-Liste wieder kippen

Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Die Frankfurter Radikalökologen um Manfred Zieran, Manon Tuckfeld, Jens Matthaes und Björn Uwe Rahwles erfüllten gestern die vorschnell geäußerten Erwartungen der Realpolitiker nicht: Trotz der verheerenden Niederlage der Fundamentalisten auf dem Kommunalwahl-Listenparteitag des Kreisverbandes am vergangenen Wochende traten die „Ausgegrenzten“ (Tuckfeld) nicht aus der Partei aus. Das Gerede von der Spaltung, so Manon Tuckfeld, sei nur von den Realo-Hardlinern noch vor dem Listenparteitag zur Verunsicherung der MitgliederInnen in die Debatte um die Listenbildung eingebracht worden.

Doch ausdrücklich ausschließen wollte Manfred Zieran die Bildung einer „bunten Liste“ als Gegengewicht zur „geballten Inkompetenz auf der Realo-Liste“, (Tuckfeld) auch wieder nicht. Zieran: „Wer kann schon in die Zukunft sehen.“ Erstes Ziel der Frankfurter Radikalökologen sei es, die Mehrheitsverhältnisse im Kreisverband in den nächsten Monaten zu verändern, wie das Jens Matthaes gestern im Römer erklärte. Der Zulauf aus den Bürgerinitiativen zu den Grünen sei derzeit „enorm“, so daß die „innerparteiliche Opposition“ gegen den Realo-Kurs nahezu täglich an Gewicht gewinne. Matthaes: „Wenn sich die Mehrheiten im Kreisverband dramatisch verändern, kann die Realo-Liste wieder gekippt werden.

Den Menschen sei klar geworden, daß das Kommunalwahlprogramm der Realpolitiker einer Abkoppelung grüner Politik von den Basisinitiativen gleichkomme. Mit der „Angleichung an etablierte Positionen“ (Rahwles) zerstörten die „Macher um Fischer, Koenigs und Cohn-Bendit“ darüber hinaus die Identität der Grünen. Rahwles: „Die Realpolitiker wollen die Stadt im Interesse der Banken und des Kapitals verändern. Unter diesem Aspekt verkommt die von den Grünen bislang betriebene ökologische Politik zwangsläufig zur Umwelttechnokratie.“ Selbst die Expansion des Flughafens werde inzwischen von den „Realos“ akzeptiert. Zu Friedenspolitik und Gentechnologie hätten die „Machtpolitiker“ bisher geschwiegen.

Für Manfred Zieran ist der „Fischerismus“ ohnehin „historisch überholt“. Das Konzept der „Realos“, zusammen mit der Hauff-SPD am März '89 die Stadt regieren zu wollen, sei zum Scheitern verurteilt, denn: „Wenn die CDU tatsächlich die absolute Mehrheit verlieren sollte, wird die SPD mit der FDP koalieren.“ Deshalb müsse die „Hardlinergruppe der Realos“ isoliert werden.

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