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Mitschuld an Lungenkrebs

■ Tabakfirma zu Schadensersatz verurteilt

Mitschuld an Lungenkrebs

Tabakfirma zu Schadensersatz verurteilt

Von Stefan Schaaf

Washington (taz) - Die US-amerikanische Tabakindustrie wird sich das gestrige Datum merken: Zum erstenmal wurde sie von einem Gericht für ihre Produkte zur Verantwortung gezogen und zu einer Zahlung von Schadensersatz verurteilt. Antonio Cipollone, Ehemann der 1984 im Alter von 58 Jahren an Lungenkrebs gestorbenen Rose Cipollone, erhält 400.000 Dollar Entschädigung von der Zigarettenfirma Liggett, weil deren Produkte bis 1966 nicht vor möglichen Gesundheitsschäden des Rauchens warnten, sondern durch Werbeslogans wie „Genau, was der Arzt verordnet hat“ die Öffentlichkeit sogar in die Irre geführt hatten.

Während dieser Aspekt des Urteilsspruchs vom Montag abend einen Erfolg der in den USA immer weiter erstarkenden Anti -Tabak-Bewegung darstellt, kann die Zigarettenindustrie den zweiten Teil des Urteils als Sieg für ihre Position betrachten. Zwei weitere Tabakkon

zerne, Lorillard und Philip Morris, wurden von dem Vorwurf freigesprochen, daß sie auch nach 1966, als zum erstenmal warnende Hinweise auf Zigarettenpackungen erschienen, die Risiken des Rauchens in betrügerischer Weise heruntergespielt hätten.

Der Kläger konnte mit internen Dokumenten aus der Tabakindustrie nachweisen, daß diese bereits seit den vierziger Jahren der Öffentlichkeit bewußt Erkenntnisse über die Gesundheitsschädlichkeit des Rauchens vorenthalten hat. Doch weil die Geschworenen das Gewicht dieser Dokumente nicht hoch bewerteten, sondern Frau Cipollone „zu achtzig Prozent“ für ihren Tod selbst verantwortlich machten, wird das Urteil wohl keine Prozeßwelle von Tabakopfern nach sich ziehen, die seit Jahren auf ein derartiges Präzedenzurteil gewartet haben. Im Augenblick sind weitere hundert ähnliche Fälle vor Gerichten anhängig. Die Tabakfirma Liggett will Berufung einlegen.

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