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Hungerstreik in Polen mit erstem Erfolg

Polens Regierung verabschiedet ersten Gesetzentwurf zum Wehrersatzdienst / Inhaftierter Kriegsdienstverweigerer Dutkiewicz seit sieben Monaten im Hungerstreik  ■ P O R T R A I T

Warschau/Berlin (rtr/taz) - Polens Kabinett hat einen Gesetzentwurf zum Wehrersatzdienst verabschiedet, in dem die Dauer des Zivildienstes deutlich niedriger liegt als in einem früheren Vorschlag. Regierungssprecher Jerzy Urban sagte am Dienstag, Verweigerer aus Gewissensgründen sollten drei Jahre Zivildienst ableisten statt der üblichen zweijährigen Grundausbildung. In ersten Entwürfen sollte der Ersatzdienst doppelt so lange wie die Militärzeit dauern. Die Pazifistengruppe „Freiheit und Frieden“ (Wip), die seit Jahren für ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung kämpft, begrüßte den Entwurf als Erfolg ihrer Kampagne.

Slawomir Dutkiewicz ist Mitglied der polnischen Kriegsdienstverweigererorganisation „Freiheit und Frieden“, die sich um den Aufbau von Beziehungen zu Friedensgruppen im Ausland (aus NATO- und WP-Staaten) bemüht und darüberhinaus auch mit der Umweltverschmutzung beschäftigt. Bei Aktionen dieser Gruppe wurde Dutkiewicz mehrmals inhaftiert und zu Geldstrafen verurteilt.

Als Landwirt betrieb Dutkiewicz einen ökologischen Bauernhof bei Bydgoszcz, bis er am 9.12.1987 wegen Kriegsdienstverweigerung zu 27 Monaten Haft verurteilt wurde. Seit seiner Verhaftung am 12.11.1987 ist er im Hungerstreik für die Freilassung aller inhaftierter Kriegsdienstverweigerer, (zur Zeit ca. 18), für die gesetzliche Anerkennung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung und für die Einführung einens zivilen Ersatzdienstes in Polen. „Freiheit und Frieden“ machte mit spektakulären Aktionen auf sein Schicksal aufmerksam, so z. B. mit einer Demonstration (taz vom 3.3.88) und Solidaritätshungerstreiks im Dezember 1987 und im Mai 1988, der zusammen mit der tschechischen „Gruppe für die Demilitarisierung der Gesellschaft“ durchgeführt wurde. Diese Aktionen lösten weite Proteste im westlichen Ausland aus, und u.a. setzte sich das Europäische Parlament in einem Entschließungsantrag vom 19.5.1988 für Dutkiewicz's Freilassung ein.

Anfänglich versuchten die polnischen Behörden, seinen Willen, bis zum Tod für seine Ziele einzutreten, durch Isolationshaft und Prügel zu brechen. Mittlerweile ist man jedoch dazu übergegangen, ihn mit Zwangsernährung am Leben zu erhalten und durch psychischen Druck zum Abbruch seines Hungerstreiks zu bewegen. Die Unnachgiebigkeit der Behörden hat dazu geführt, daß Dutkiewicz's Gesundheitszustand sehr schlecht ist und eine bleibende Minderung seiner Sehfähigkeit droht.

Johannes Afflerbach

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