: High Tech an der Hochschule - ein Stiefkind
Technologie-Transfer und High-Tech-Förderung an der Hochschule Bremen: Im Schatten von Uni und Hochschule Bremerhaven / Rationalisierungs-Kuratorium: Ein Flop / Zehn Prozent des Haushalts kommen aus Drittmitteln / taz-HighTech-Serie, Teil 2 ■ HIER
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Keine andere Einrichtung in Bremen habe eine so lange Erfahrung mit dem Technologietransfer wie sie, wirbt die Hochschule: in der Technik seit 1894, in der Wirtschaft seit 1963 und in der Seefahrt gar seit 1799. Gezielt werden die 3.700 StudentInnen für die Anforderungen der Wirtschaft ausgebildet. Selbst
akademische Karrieren sind hier selten: Wer zum
Hochschullehrer berufen wird, hat in der Regel mindestens
fünf Jahre in einem Unternehmen gearbeitet.
„Das heißt natürlich nicht, daß wir firmenhörig sind“, verwahrt sich Heinz-Hermann Albers, Konrektor und Beauftragter für den Wissenschafts-Transfer. Doch während die Universitäten früher selten mit der Entwicklungs -Abteilung eines Unternehmens zusammengearbeitet haben, hatten die Fachhochschulen schon immer zwei spezielle Vorteile: „Ausgiebigen Praxiskontakt und kurze Studienzeiten“ (Albers).
Zu Beginn der Achziger Jahre betrug der Anteil der Drittmittel am Haushalt der Hochschule noch rund 3 Prozent. Jetzt werden zehn Prozent des 36-Milionen-Etats für Projekte eingeworben. Etwa zu einem Drittel kommen sie von der Landesregierung, vor allem
von den Behörden für Wirtschaft und Umweltschutz. Ein weiteres Drittel kommt aus dem Forschungsministerium in Bonn, den Rest der Aufträge teilen sich die EG und Privatunternehmen.
High-Tech-Prioritäten
an der Hochschule
vorbei
Dennoch: Bei der High-Tech-Förderung des Senats steht die Hochschule Bremen hinter ihrem großen Bruder und der kleinen Schwester zurück. Das Flaggschiff für die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist die Uni geworden; noch nach der aufgepäppelten Hochschule Bremerhaven, die aus der Zerlegung der alten Hochschule Bremen/Bremerhaven hervorgegangen ist, belegt die Anstalt am Neustadtswall höchstens den 3. Rang. Albers zuckt mit den Schultern: „Das sind eben politische Prioritäten.“
Als (ordentlich angemeldete) Nebentätigkeit haben die Hoch
schullehrer schon immer auch an Aufträgen für die Industrie gearbeitet. Für Unternehmer, die über keine persönlichen Kontakte in die Hochschule verfügen oder nicht recht wissen, ob die Hochschule bei der Lösung von Problemen weiterhelfen kann, ist der Technischen Beratungsdienst (TBD) gedacht. Ihn gibt es schon seit 1982, er wird vom Wirtschaftssenator finanziert und vom Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft (RKW) getragen. Diese Trägerschaft war bislang ein Flop: Kein einziger Auftrag ist durch das RKW hereingekommen. „Es hat sich nicht bewährt, daß man darauf wartet, daß die Firmen kommen“, sagt Albers. Seit kurzem wird aktiv akquiriert: Ein Hochschul-Mitarbeiter, über die Innovationszentrale ebenfalls vom Wirtschaftssenator finanziert, bereist Firmen, die für eine Kooperation infrage kommen.
Kaum Bedeutung hat auch die wissenschaftliche Beratung im
„Technologiezentrum Delmenhorst“, das 1984 auf dem Gelände der ehemaligen Wollkämmerei eingerichtet wurde. Die Firmen, die dort angesiedelt wurden, hatten teilweise wenig mit Hochtechnologie zu tun. Die Einrichtung heißt jetzt etwas ehrlicher „Technologie- und Gründerzentrum Delmenhorst“ einen größeren Beratungsbedarf gibt es dort trotz der gleichfalls neugegründeten Wirtschaftsförderungs -Gesellschaft nicht.
Siedlungs
wasserwirtschaft
Einträglicher ist hingegen eine Technologietransfer-Stelle für „Siedlungswasserwirtschaft“. Die Vermittlung von know how über Kläranlagen und Gewässerreinigung, für das sich vor allem staatliche Stellen interessieren, ist ein so lukratives Geschäft, daß der zuständige Laborleiter schon eine Reihe von Hilfskräften eingestellt hat. Im Bereich „Meeres- technik“ ensteht eine weitere
Technologietransfer-Stelle, in der Uni-Wissenschaftler für geologische und physikalische Meereskunde mit den Technikern des Fachbereichs Schiffbau und Meerestechnik zusammenarbeiten. Geplant werden solche Stellen ferner für die Bereiche Biotechnologie und Informatik.
Weltwirtschafts
sprachen
Wo die Uni schon ein Institut nach dem anderen erhält, reicht es bei der Hochschule noch für einen neuen Studiengang: Gelder aus dem Bundesbildungsministerium, von der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung und „in sehr hohem Maße“ (Albers) von bremischen Firmen führten schließlich zum Studiengang „Angewandte Weltwirtschaftssprachen“, in dem Chinesisch, Japanisch und Spanisch in Verbindung mit Wirtschaftswissenschaften gelehrt wird. Das Ziel: Mit kaufmännischer Redegewandtheit im Ausland für Auf
träge zu sorgen.
mc
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