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Betr.: "Rettet die Robben"

Die Hamburger rücken jetzt mit den letzten Groschen für den letzten Heuler raus. Denn die Boulevard-Presse ist voll auf das Thema eingestiegen. „Rettet die Robben“ lautet der Schlachtruf der 'Bild‘, während uns aus der 'Hamburger Morgenpost‘ der letzte Heuler ein „SOS - Unsere Natur in Seenot“ entgegenhaucht. Spenden sammeln wollen beide - die 'Bild‘ für eine umstrittene Seehundaufzuchtstation, die 'MOPO‘ für ein „großartiges Naturschutzgebiet an der Nordfriesischen Küste“.Aber natürlich gibt es gravierende Unterschiede. Das rechtslastige Massenblatt hat seinen Lesern bereits 370.000 Mark aus dem Kreuz geleiert - alles, damit die possierlichen Meeressäuger nicht vom Hustenreiz geschüttelt den Ball von der Nase verlieren. Das ehemalige SPD-Blatt hingegen, hat der Umwelt dieses Landes einen weitaus größeren Dienst erwiesen. Neidlos muß auch der schärfste Kritiker des Blatts anerkennen, daß die schlichte Idee, die Spenden und ihre Spender kommentarlos zu veröffentlichen, einfach genial ist. Der Kenner der Volksseele weiß, daß die Nennung derjenigen, die tonnen oder hektoliterweise ihren Müll in die Nordsee kippen, kaum jemanden beeindruckt. Wenn aber zu lesen ist, daß das Blumenhaus Gurcke 100 Mark gespendet hat und Mobil Oil oder BP jeweils nur 500 Mark locker machen, dann wird jedem klar, daß hier irgend etwas faul ist. Freuen wir uns also auf die nächsten Spendenlisten: Kronos-Titan 10 Mark, Bayer 7,50 Mark und Texaco spendet vielleicht das auf seiner Bohrinsel im Wattenmeer anfallende Flaschenpfand.Kai FabigFoto: Mike Schröder / argus

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