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Frage der Definition-betr.: "Sanfte Geburt in Heidelberg unerwünscht", taz vom 16.6.88 und LeserInnenbrief, taz vom 28.6.88, taz-berlin: 29.6.88

betr.: „Sanfte Geburt in Heidelberg unerwünscht“, taz vom 16.6.88, S. 8, und LeserInnenbrief „Geburt ist keine Krankheit“, taz vom 28.6.88 (Berlin: 29.6.88)

(...) Zunächst einmal ist es eine Frage der Definition, was man unter dem Begriff der „sanften Geburt“ verstehen soll. Meines Erachtens stehen die Begriffe der sanften Geburt und der sogenannten Apparatemedizin keinesfalls im Widerspruch zueinander. Ist es „sanft“ auf medizinisches Gerät zu verzichten und dabei die Gesundheit der Mutter und des Kindes, eventuell sogar deren Leben zu gefährden?

Die Anwendung der heute verfügbaren medizinischen Geräte schließt eine liebevolle Betreuung der Gebärenden nicht aus, und in dieser Betreuung besteht meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, die Geburt „sanft“ zu gestalten. Trotz Wehenschreiber ist es möglich, bei der Ankunft des neuen Menschen das Neonlicht auszuschalten, etwas gedämpft zu sprechen und das Kind liebevoll zu berühren. Diese Apparate dienen dem Wohl von Mutter und Kind, und an uns Hebammen ist es, sie im Bedarfsfall anzuwenden und im Nicht-Bedarfsfall eben nicht!

Weiterhin bin ich der Ansicht, daß es an uns Frauen selber liegt, wenn wir im Liegen gebären. Wer zwingt uns denn dazu? Wehrten wir uns doch heftiger, täten wir es einfach nicht, es käme sehr schnell aus der Mode. Wir sind den Ärzten nicht ausgeliefert, es ist nur unsere alte weibliche Angst, wir könnten uns nicht durchsetzen - aber wir können!

Ich glaube, man könnte einen Kompromiß finden: Medizinisch und geburtshilflich gut ausgestattete Geburtshäuser mit allem technischen Gerät für den Bedarfsfall, angeschlossenem OP und ärztlichen Bereitschaftsdienst - für alle Fälle. Eine Geburt ist keine Krankheit, aber ein Ereignis mit unvorhersehbarem Ausgang, und dafür sind bis heute leider nur die Kliniken gerüstet. (...)

Sabine Hickel, Hebammenschülerin, Kassel

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