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Mikroperipherie am Rand der Innenstadt

Das „VDI/VDE-Technologiezentrum Informatonstechnik, Außenstelle Bremen“, beschäftigt sich vornehmlich mit der Förderung von Mikrotechnologien / Doppelfunktion: bundesweite Koordination und regionale Beratung / taz-HighTech-Serie, Teil 3  ■  Hierhin bitte

das Gespenst

Die Büro-Etage im 4. Stock eines Geschäftshauses, gleich neben der Großbaustelle der Securitas-Versicherung am Wall, gehört zu den eher unbekannten Adressen der Technologie -Förderung in Bremen. Die Bezeichnung klingt sowohl bombastisch als auch muffig und nach Vereinsmeierei: „VDI/VDE-Technologiezentrum Informationstechnik, Außenstelle Bremen“.

VDI steht für den Verein Deut

scher Ingenieure, VDE für den Verband Deutscher Elektrotechniker. Beides sind renommierte Standesorganisationen, denen noch immer das Image von Zeichentischen, Schuko-Steckern und Transistoren anhaftet. „Gestern hat hier sogar einer angerufen und wollte DIN -Normenblätter kaufen“, erzählt Bernhard Schröer, der Leiter der Außenstelle, und schüttelt den Kopf. „Dabei haben VDI und VDE nur ihre Namen gegeben.“

Die sechs Leute am Wall, die ihr Geld etwa zu gleichen Teilen aus dem Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) in Bonn und vom Wirtschaftsenator bekommen, sind für zwei ganz andere Aufgaben da. Einerseits beraten und fördern sie kleine und mittelständische Unternehmen oder Unternehmensgründer, die „technologie -orientiert“ sind. Und bundesweit sind sie zuständig für die Vermittlung von Know-how und die Vergabe von Fördermitteln in zwei nebeneinander liegenden Sparten der neuen Informationstechnologien: der Mikroelektronik und der Mikroperipherik.

Mikro-Technologien

Schröer zeigt auf ein Schaubild, das die Mikro-Technologien wieder humanisiert. Sie können in drei größere Teilbereiche zerlegt werden: Den menschlichen Sinnen entsprechen die Sensoren, den Bestandteilen des Gehirns die Bauteile der Mikroelektronik und den Muskeln, die in Bewegung versetzt werden, die Aktoren.

Sensoren und Aktoren zählen zur „Peripherie“. Im Zentrum steht die Mikroelektronik, die als „Schlüsseltechnologie“ kräftig vom BMFT gefördert wurde. Wegen des großen Marktes hat sie sich in den letzten Jahren explosionsartig entwickelt; das Programm ist ausgelaufen. Die Ministerialen haben sich nun auf die Förderung der Mikroperipherik gespitzt, denn die, so schätzen Experten, hängt in der Entwicklung fünf Jahre zurück.

Der Grund: Die Anwendungen sind jeweils sehr speziell, die Märkte entsprechend klein. Elektrische, chemische, mechanische oder optische Schnüffler, Taster oder was es sonst an Signalempfängern geben mag, sind immer

noch zu wenig leistungsfähig für das, was die Mikroelektronik bietet, zu störanfällig oder schlicht zu groß und zu teuer. Vor allem aber gilt das für die Aktoren, also Antriebe, Schalter, Ventile oder Verstärker - für das VDI/VDE-Zentrum gleich Anlaß genug, im Rahmen der BremTec den Fachkongreß „Actuator '88“ zu veranstalten.

Verknüpfungen

„Wir sehen uns als Mittler zwischen der Forschung auf der einen und Industrie und Banken auf der anderen Seite“, gibt Schröer die „Philosophie“ des Zentrums wieder. Die Außenstelle Bremen, Anfang 1986 gegründet, hat in der kurzen Zeit ihres Bestehens immer wieder mit Personalschwierigkeiten zu kämpfen gehabt. „Sie brauchen Leute, die sowohl mit Unternehmern als auch mit Wissenschaftlern reden können“, erklärt Schröer. Während die Leiter es offenbar zu schlecht konnten, machten die Technologie-Berater ihre Arbeit zu gut: Gleich drei wurden bereits von der Industrie weggekauft, der letzte von dem Unternehmen, das

er selbst beraten hatte.

Schröers Zentrale sitzt in Berlin und hat in den zehn Jahren ihres Bestehens gut eine Milliarde Mark BMFT- und EG -Mittel zur Technologieförderung an Industrie und Universitäten ausgeschüttet. In der Außenstelle Bremen werden bundesweit die Entwicklungsprogramme für die Mikroperipherik koordiniert - da liegt es nahe, sich bei der Technologie-Förderung des Mittelstandes vor allem Mikrotechnologie-Betriebe auszusuchen.

Die angestrebte Verknüpfung vor allem zwischen Forschung und Industrie stößt allerdings auf Probleme. Im Bereich der Forschung und Entwicklung, sagt Schröer, sei die Uni Bremen zu wenig spezialisiert - erst wenn das Institut für Mikroelektronik seine Arbeit aufnimmt, erwartet er Fortschritte. Bislang hat das VDI/VDE-Zentrum nur über zwei Professoren mit der Uni zu tun. Einer arbeitet als Gutachter, ein anderer erhielt einen Drittmittel -Unterauftrag für die Entwicklung eines optischen Sensors.

Den kleinen oder neu zu gründenden Unternehmen in Bremen

wiederum mangelt es an Produktionskonzepten, und den Anwendern an passenden Angeboten für die Rationalisierung ihrer Mikroperipherie in der eigenen Produktion. Doch Bremens drei „Große“ kommen dafür nicht oder nur sehr eingeschränkt in Betracht, denn die Entwicklungs-Abteilungen von Daimler und MBB liegen in Stuttgart und München, und Krupp Atlas Elektronik kommt aus einem anderen Grund nur selten in Frage. Schröer: „Wir bearbeiten keine wehrtechnischen Projekte“. Wer dafür Geld braucht, wendet sich an das spendablere Verteidigungsministerium und nicht ans BMFT.

Auch auf bremische Gelder kann Schröer zurückgreifen - und tut es umso lieber, als die Bearbeitung von Anträgen in Bonn und Brüssel sehr zeitraubend ist und sehr enge Vorgaben eingehalten werden müssen. Zudem springt Bremen damit indirekt für Bonn ein: Die Unsummen, mit denen das BMFT Großvorhaben fördert, haben zu einer deutlichen Verringerung der Gelder für die Technologieförderung des Mittelstandes geführt.

mc

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