: Auf ein Wort, Walter Johannsen
■ Supercup-Endspiel Werder Bremen/Eintracht Frankfurt, 2:0, ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr
„...und da ist das Spiel aus, neunzig spannende und hoch dramatische Minuten liegen hinter uns, vor uns die geschlagene Mannschaft auf dem Rasen, ja, was haben sie gekämpft, die braven, wackeren Ballartisten, der Sieger auf dem Weg zur Pokalübergabe, standing ovations für den verdienten Gewinner des diesjährigen Supercup-Endspiels zwischen Meister und Pokalsieger, die verzückten, enthusiasmierten Zuschauer lassen noch einmal die 'la ola‘, die Welle durch das Standion wandern und mit diesem, auch sicherlich für Sie daheim, wunderbaren Eindrücken geben wir zurück an die Tagesschau!“
Na, Walter Johannsen, wär das was? Traumkommentare für Traumkombinationen, Eliteformulierungen für Elitekicks? Spätestens mit dem Einlaufen der Mannschaften (eine höchst widersinnige Floskel) ist der Spaß aber auch schon vorbei. Dubios anmutende Versuche ein Kombinationsspiel aufzuziehen, sind Dir längst nicht mehr so wichtig, wie die Bilanzierung des Transferwertes des einen oder anderen bundesligatauglichen Kickers. Und worüber solltest Du sonst berichten können? Marktschreierisch wird das Endspiel angekündigt (mit Funkmusik im Vor- und Nachspann!) und heraus kommt ein belangloses Ballgeschiebe. Na ja, geschenkt! Aber anstatt daß Du, ehrenwerter Fußballkommentator Johannsen, in die verbale Sahnetorte greifst, mußt Du (mußt Du?) relativieren und Dich in realsatirische Visionen versteigen: „Eine Möglichkeit, den Fußballfan herauszulocken, wäre es, einen Teil der Einnahmen karitativen Zwecken zuzuführen.“ Aber das geschieht ja schon Walter. Zwanzig Prozent gehen doch an den DFB, der sich diesen Retortencup einfallen lassen hat.
Lieber Walter, hau sie doch mal so richtig in die Pfanne, die Herren Fußballer, angefangen von dem Stehgeiger Detari, bishin zu den Herren Profis, die entweder nach sechzig Minuten weiche Knie vom Rennen haben, oder erst gar nicht damit anfangen. Sonst wird die ganze kommende Saison so eine verquarzte Ödmann-Nummer, bei dem Spielniveau, das hier vorherrscht.
Echt Walter, Deine Hoffnungen sind auch meine, aber glaubst Du denn im Ernst, im Duckmäuserdenkerstaat Deutschland würde irgendeiner einen solchen Klassefußball spielen können, wie ihn uns die russischen, holländischen, italienischen Spieler bei der EM vorexerziert haben? Ganz zu schweigen von dem lockigen Rasta-Telly Gullit. Nein das ist zu peinlich. Aber deswegen muß man doch nicht klein beigeben. Im Gegenteil: tut uns den Gefallen, Kommentatoren aller Sendeanstalten, entscheidet Euch! Nehmt Euch beim Wort! Die totale Offensive sei angesagt und nicht Euer gequältes Kleinklein. Macht endlich den Mund auf! Und dann : haut wech den Scheiß!
ER
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