: Keine Friedensgarantie
■ Zu der Angola-Namibia-Vereinbarung
Nach 22 Jahren bewaffnetem Kampf in Namibia, nach 13 Jahren Krieg in Angola, nach dem Verlust von mindesten 60.000 Menschenleben und der Flucht von 700.000 Angolanern haben Südafrika, Angola und Kuba nun einen 14-Punkte Katalog als Grundlage für weitere Verhandlungen über den Abzug der 45.000 kubanischen Truppen aus Angola und die Unabhängigkeit Namibias angenommen. Das ist durchaus ein Erfolg. Immerhin haben die Kontrahenten erstmals ein gemeinsames Abkommen unterzeichnet. Das Ende des Krieges in Angola, die Unabhängigkeit Namibias sind allerdings noch lange nicht garantiert.
Die Kosten des Krieges in Angola, sowohl in Menschenleben als auch in Waffen, sind in letzter Zeit drastisch gestiegen. Das war ein Grund für Angola und Südafrika, Verhandlungen aufzunehmen. Die Südafrikaner mußten zudem plötzlich feststellen, daß ihre seit Jahren selbstverständliche militärische Überlegenheit nicht mehr gewährleistet ist. Vor allem die veralteten Kampfflugzeuge des Apartheidregimes, die wegen des Waffenembargos nicht erneuert werden können, sind den modernen sowjetischen MiGs der Angolaner nicht mehr gewachsen. Auch die Möglichkeit, daß der nächste US-Präsident Dukakis heißen könnte, erfüllt die Südafrikaner mit Grauen. Der Demokrat kündigte schon an, er würde die UNITA nicht mehr unterstützen, die Regierung in Angola anerkennen und das von Reagan geförderte Junktim zwischen Unabhängigkeit Nambias und Rückzug der Kubaner aus Angola rückgängig machen. Da will die Apartheid-Regierung wohl lieber mit Hilfe der derzeitigen US-Regierung noch etwas erreichen.
Das ist gelungen. Das Junktim ist in dem jüngsten Abkommen festgeschrieben. Das ist das einzig wirklich neue an diesem Abkommen. Daran wird auch ein Präsident Dukakis nicht rütteln können. Andererseits wird ein Rückzug südafrikanischer Truppen aus Angola nicht erwähnt.
Seine grundsätzliche Bereitschaft, Namibia die Unabhängigkeit zu gewähren, betont Südafrika schon seit Jahren, ohne daß es zu konkreten Ergebenissen geführt hat. Denn freie Wahlen in Namibia würden zu einem Sieg der linken Befreiungsbewegung SWAPO führen. Damit würde ein neuer, Südafrika feindlich gesinnter Frontstaat entstehen. Das haben südafrikanische Militärs immer verhindern wollen. Auch in den noch anstehenden, zähen Detailverhandlungen wird es genug Gelegenheit für Südafrika geben, den Zusammenbruch der Gespräche herbeizuführen.
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