: Einsam sind die Tapferen
■ S T A N D B I L D
Endlose Weite. Keine Menschenseele. Nur Öde. Doch da - ganz fern - ein Punkt. Ein beweglicher Punkt. Nein, ein Mensch! Aufrecht sein Gang! Noch! Doch: Spiel mir das Lied von Bonn! Früh krümmt sich, was ein Kanzlerberater werden will. Nix da Prärie. Weit und breit keine Steppe, geschweige denn Kirk Douglas. Der besagte Punkt wandert nun durch die gähnende Leere des Kanzleramtsfoyers. Nachdem wir also am 4. August ab 22.10 Uhr Die anderen 68er (so der Titel der Sendung von Werner A. Perger und Thorsten Jeß) gesehen hatten und noch einmal teleobjektiv bewundern durften, erlebten wir als einen Höhepunkt Horst Teltschik (ehemaliger Dutschke -Gegenspieler), sprich: 68er Juppie der ersten Generation, die Früchte seines frühen studentischen Zorns pflücken. Bei Chancelor Kohl. Im Oval-Office. Nur ein bißchen eckiger. Einer der wenigen komischen Momente war, wie unser Kanzlerberater Teltschik durch die menschenleere Büro-Sahara läuft und seine Off-Stimme schlicht, aber farblos beteuert, gerne ein Unruhepotential in seine Partei zu bringen. Und wenn dann auch noch den furchtlosen Horst unser Staats -Helmut mit folgenden Worten lobt - und mit ihm die vielen anderen Gegen-Dutschkes: „Was aus der studentischen Bewegung kommt und bei uns in der Partei der CDU Deutschlands aus dem Ring Christlich Demokratischer Studenten, ist schon beachtlich“, dann läßt der nächste Historikerstreit nicht mehr lange auf sich warten. Thema: „Die 68er - alle Rechte vorbehalten!“
Weiteres Kohl-Zitat: „Wenn Sie die Lebensläufe nachlesen, finden Sie bei sehr, sehr vielen, die in wichtigen Funktionen in der Partei sind, Mitglieder des RCDS. Und das halte ich für wichtig. Und insoweit hat auch sicherlich die durch das Schlagwort 68er charakterisierte Zeit Auswirkungen auf uns - auch auf mich gehabt.“
Im nächsten Bild sieht man dann die Auswirkungen: Ein Gruppenfoto wird gestellt. Und da stehen sie dann alle, die damals in der Partei „die wilden Linken“ im rechten Lager waren. CDU-Geschäftsführer Radunski, der Herr Schönbohm (Geißlers guter Geißt) undundund... Einer fehlt allerdings beim Klassentreffen: Einst Mitbewerber fürs Amt des AStA -Vorsitzenden und damals schon fließiges Mitglied einer Schlagenden Bewegung - geschlagen von Rudi Dutschke - ein gewisser Eberhard Die... (bitte ergänzen Sie diesen Namen um vier Buchstaben, schreiben Sie die richtige Lösung bitte auf eine Postkarte und machen Sie das, was die Geschichte einmal damit machen wird: Vergessen Sie's!)
Noch ein Zitat aus der Sendung von einem Herrn Runge (abgeschworener Rechts-68er) über seine Vietnam-Recherchen und das schwierige Unterfangen, in dieser schmutzigen Angelegenheit pro-amerikanische Haltung zu bewahren: „Ich wollte den Linken mit Fakten begegnen. Ich ging in die Archive und konnte nichts finden!“ Sehen'Se, und das ist Mengen-Leere!
Ilja Richter
PS: nein, wir haben dein gedicht nicht übelgenommen. entschuldigung angenommen für das bierdeckel-manuskript. d. geduldige s-in
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen