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IRA erschießt Bauarbeiter

150 Schüsse auf zwei protestantische Männer abgefeuert / Arbeiter hatten Reparaturen an Polizeirevier durchgeführt / IRA warnt Handwerker / Keine Arbeiten an Einrichtungen der Polizei oder der britischen Armee / Bischöfe protestieren gegen anglikanische Resolution  ■  Aus Dublin Ralf Sotscheck

Die „Irisch-Republikanische Armee (IRA)“ hat am Donnerstag zwei „Zivilisten“ getötet. Die beiden 60 und 64 Jahre alten Männer befanden sich auf dem Heimweg, nachdem sie Reparaturarbeiten in dem Polizeirevier der nordirischen Grenzstadt Belleek durchgeführt hatten. Bei Slater's Cross, nur wenige hundert Meter von dem Polizeirevier entfernt, wurde der weiße Lieferwagen der beiden Männer kurz vor 18 Uhr von einem IRA-Kommando in Kampfanzügen angegriffen. Die vier mit Gewehren und Pistolen bewaffneten Täter feuerten 150 Schüsse auf den Bauunternehmer und seinen Angestellten ab.

In der Nacht zum Freitag bekannte sich die West-Fermanagh -Brigade der IRA zu dem Anschlag. In dem Schreiben an eine Belfaster Nachrichtenagentur erklärte die IRA, die beiden Opfer hätten frühere Warnungen nicht beachtet. Zugleich warnte die IRA andere Arbeiter davor, an Einrichtungen der Polizei oder der britischen Armee Reparaturarbeiten durchzuführen. Andernfalls würden sie das gleiche Schicksal erleiden.

Im August 1985 hatte die IRA Arbeiter und Unternehmer, die Aufträge der „Sicherheitskräfte“ ausführen, zu „legitimen Zielen“ („legitimate targets“) von Anschlägen erklärt. Seitdem sind mehrere Personen, vor allem aus dem Baugewerbe, von der IRA getötet worden. Bereits 1984 war der deutsche Unternehmer König von der IRA in Derry erschossen worden, weil er wiederholt Lebensmittel an eine Kaserne der britischen Armee geliefert hatte.

Die Serie von IRA-Anschlägen in dieser Woche wurde von Politikern und Bischöfen in Großbritannien und Irland scharf verurteilt. Gleichzeitig protestierten die nordirischen Bischöfe gegen eine Resolution der anglikanischen Bischöfe aus aller Welt, die am Donnerstag in Canterbury verabschiedet wurde. In der umstrittenen Resolution heißt es, die anglikanischen Bischöfe hätten Verständnis für diejenigen, „die nach Ausschöpfung aller anderen Mittel den bewaffneten Kampf als einzigen Weg zur Gerechtigkeit wählen“. Während Friedensnobelpreisträger Tutu die Resolution begrüßte, sagte der nordirische Erzbischof Eames, die Formulierung könne der IRA als Rechtfertigung für ihre Anschläge dienen.

Seit vergangenem Montag sind sechs Menschen bei Anschlägen in Nordirland getötet worden, 33 weitere wurden verletzt. Es wird befürchtet, daß die Gewalt in Nordirland weiter eskalieren wird, falls protestantische paramilitärische Organisationen Gegenschläge führen. Die beiden Opfer von Belleek waren Protestanten. (Siehe auch taz von gestern)

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