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„Ein ganz normaaales Spiel“

■ BSC Erlangen - Bayer 04 Leverkusen 0:5 / Doppelpässe und Hackentricks, aber kein Tor

„Das war ein ganz normaaales Spiel.“ Leverkusens Trainer, Europameister Rinus Michels, mußte es nach dem Spiel gleich zweimal sagen, damit es auch der Letzte kapierte. Normal war also, daß der UEFA-Cup-Sieger Leverkusen im DFB-Pokal eine Runde weiterkommt. Normal, daß er gegen den fünftklassigen Büchenbacher Sportclub Erlangen, der mit dem Einzug in die 1.Hauptrunde des DFB-Pokals seinen größten sportlichen Erfolg feiern konnte, mit 5:0 gewinnt und normal, daß Bayer 04 pro Klassenunterschied nur ein lumpiges Törchen vorlegt.

„Mager“, kommentierten die 4.500 Zuschauer auf dem Sportplatz des mittelfränkischen Bezirksligisten die Leistung des Bundesligisten. Dennoch konnten sie nach 90 Minuten zufrieden nach Hause gehen. „Alles, was nicht zweistellig ist, ist ein Erfolg“, lautete die Devise.

„Die ersten zehn Minuten sind wichtig“, erklärte vor dem Anpfiff einer der vielen selbsternannten Experten auf der Terrasse des BSC-Sportheims, die flugs zur Tribüne für Ehrengäste und Reporter aller Art umfunktioniert worden war. In diesen „wichtigen“ Minuten passierte bei Leverkusen gar nichts, beim BSC aber sehr viel. Die aus Optikern, Metzgern, Installateuren, Einzelhandelskaufmännern, Studenten und Siemensianern zusammengesetzten „Elf Freunde“ aus Büchenbach begannen den Profis zu zeigen, was ein Doppelpaß oder ein Hackentrick ist.

Student Wolfgang Erhart, der schon mit Leverkusens Mittelstürmer Manfred Kastl zusammen bei der Jugend des 1.FC Nürnberg gespielt hatte, stellte den Goalgetter völlig kalt. Die ehemaligen Profis Siggi Susser (1.FC Nürnberg) und Klaus Heinlein (SpVgg Fürth), mit jeweils 34 Jahren die Oldies beim BSC, bewiesen Moral sowie Zweikampfstärke und brachten damit manchen Bayer-Star in Verlegenheit. Nur die Leverkusener Strafraumgrenze wirkte als unsichtbare Schallmauer für die Amateurkicker. Den Herrscher dieses Freiraums, Rüdiger Vollborn, brachten sie in den ganzen 90 Minuten nur durch zwei fulminante Schüsse in Schwierigkeiten.

„Die Tore dauerten zu lange“, analysierte Rinus Michels hinterher scharfsinnig - und er hatte recht. Erst in der 37.Minute konnte Wolfgang Rolff nach einem Torwartfehler aus etwa zehn Metern unbehelligt zum 0:1 einschießen. Angesichts nachlassender Kräfte operierten die Amateure ab sofort mit der Abseitsfalle. Das honorierten die Profis. Sehr zur Freude der Zuschauer tappten sie oft hinein, schossen aber dafür auch einige Tore. Eine Oberschenkelzerrung bereitete dem einzigen erfolgversprechenden BSC-Konter 20 Meter vor dem Ziel ein jähes Ende. „Mit Bayer-Pillen wäre das nicht passiert“, unkten die Fans, versuchten ihre Elf aber doch noch zu motivieren: „Hopp, den Ausgleich pack‘ mer noch.“

Aber sie schafften nicht einmal mehr den Ehrentreffer. Der von den Zuschauern mit hohen Vorschußlorbeeren versehene eingewechselte BSC-Stürmer Uwe Späth („Der kann alles machen, wenn's sein Tag ist“) bewies nach genau einer Stunde Spielzeit überdeutlich, daß das nicht sein Tag war. Frei vor Vollborn köpfelte Stürmer Späth dem Leverkusener Keeper den Ball in die Arme. 0:5 Endstand in einem „ganz normaaalen Spiel“.

Bernd Siegler

TORE: 0:1 Rolff (37.), 0:2 Schreier (40.), 0:3 Kastl (47.), 0:4 Lesniak (59.), 0:5 Schreier (76.).

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