: Miskito-Führer in Bonn empfangen
■ Rivera, Chef der nicaraguanischen YATAMA-Guerilla, traf Wischnewski und Scharrenbroich
Berlin (taz) - Nicaraguas bekanntester Miskito machte gestern in Bonn seine Aufwartung. Der 35jährige Brooklyn Rivera, Führer der indianischen Guerilla-Organisation YATAMA, wurde von Beamten des Auswärtigen Amtes sowie von Hans-Jürgen Wischnewski (SPD) und Herbert Scharrenbroich (CDU) empfangen. Die beiden Politiker haben sich in Nicaragua bei den letztlich gescheiterten Verhandlungen zwischen Regierung und Contra einen Namen gemacht. Wischnewski war Berater der Sandinisten, Scharrenbroich assistierte Reagans „Freiheitskämpfern“.
Brooklyn Rivera, zweifellos populärster Führer der Miskito -Indianer, dürfte heute wohl höchstens noch 1.000 Mann unter Waffen haben. Allerdings Gewehr bei Fuß. Seit dem 2.Februar dieses Jahres herrscht an der „Atlantikküste“, wie die östliche, nur dünn besiedelte Hälfte Nicaraguas, die Heimat der etwa 120.000 Miskitos, genannt wird, Waffenruhe. 1981 hatten die Indianer zu den Waffen gegriffen und sich mit der sandinistischen Armee einen zeitweilig äußerst grausamen Krieg geliefert.
Anders als sein Gegenspieler, der Miskito-Führer Wycliff Diego, der heute in der Contra-Führung sitzt, hat Brooklyn Rivera eine Zusammenarbeit mit den von Offizieren der gestürzten Somoza-Diktatur geleiteten antisandinistischen Truppen immer abgelehnt - auch wenn er die ihm zugewiesenen fünf Millionen Dollar aus Reagans Contra-Paket nicht verschmäht hat. Und anders als Diego hat Rivera mit der sandinistischen Regierung verhandelt. Ein definitiver Waffenstillstand zwischen YATAMA und der Regierung in Managua steht allerdings noch aus. Streitpunkt ist das Autonomiegesetz, das der „Atlantikküste“ eine beschränkte kulturelle und administrative Autonomie zugesteht, die Rivera nicht weit genug geht. YATAMA steht für „Yapti Tasba Masraka Aslatakanka“ - zu deutsch: „Organisation der Saat der Mutter Erde“. Yapti Tasba, die Mutter Erde, ist der Schlüsselbegriff für die Miskito-Indianer und andere kleinere ethnische Gruppen, die die „Atlantikküste“ „zurück„fordern, jedoch zusammen weniger als die Hälfte der Küstenbevölkerung ausmachen.
thos
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