: IRA bekennt sich zu Anschlag in Ostende
Südirische Polizei glaubt an Sieg der IRA / Wiedereinführung der Internierungspolitik gefordert ■ Von Ralf Sotscheck
Berlin (taz) - Die „Irisch-Republikanische Armee“ (IRA) hat sich am Wochenende zu dem Anschlag in der belgischen Hafenstadt Ostende bekannt. Dem Anschlag ist am Freitag abend ein Offizier der britischen Rheinarmee zum Opfer gefallen. Der 38jährige Oberstabsfeldwebel Richard Heakin, der in Lemgo bei Detmold stationiert war, befand sich auf dem Weg in seine walisische Heimat. In unmittelbarer Nähe der Autofähre nach Dover wurde sein Privatwagen von zwei Männern beschossen, als er an einer roten Ampel halten mußte. Heakin wurde von fünf Kugeln getroffen. Die Täter flüchteten nach Augenzeugenberichten zu Fuß. Die anschließende Fahndung der belgischen Polizei verlief erfolglos. Den Augenzeugen wurden sämtliche Passagiere der Englandfähren gegenübergestellt.
In dem in Dublin veröffentlichten Bekennerschreiben wiederholte die IRA ihre Warnung an Zivilisten, nicht mit Angehörigen der „Streitkräfte der Krone“ zu reisen. Die Erschießung von Heakin war seit Mai der sechste IRA-Anschlag auf in der Bundesrepublik stationierte britische Soldaten. Dabei wurden vier Soldaten getötet und zwölf verletzt. Bundesinnenminister Zimmermann erklärte am Wochenende, daß er mit weiteren Anschlägen auf die Rheinarmee rechne. Der verteidigungspolitische Sprecher der britischen Labour -Party, Martin O'Neill, forderte, daß die Privatfahrzeuge der im Ausland stationierten Soldaten mit „normalen Kennzeichen“ ausgerüstet werden. Nach den bisher geltenden Bestimmungen müssen diese Autos, die von der Kfz-Steuer befreit sind, deutlich an ihren Nummernschildern erkennbar sein.
Nach der neuesten IRA-Offensive werden die Stimmen in Nordirland immer lauter, die eine Wiedereinführung der Internierungen fordern. Der unionistische Unterhaus -Abgeordnete Ken Maginnis sagte, die Internierungspolitik müsse wiederaufgenommen werden, weil die IRA militärisch nicht zu besiegen sei. Führende Beamte der südirischen Polizei meinten dagegen in einem Interview mit der irischen Zeitung 'Sunday Tribune‘, daß Internierungen die IRA nur kurzfristig schwächen würden. Die IRA verfüge derzeit über die Kapazität, täglich 20 Beamte der „Sicherheitskräfte“ zu töten, operiere aber absichtlich auf einer niedrigeren Stufe. Der Sprecher fügte hinzu, er glaube, die IRA werde den Krieg in Nordirland gewinnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen