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Sparkassen als „Entwicklungshelfer“

Vor der Welt-Bankertagung poliert der Sparkassenverband sein Image auf Das „Entwicklungshilfe„-Programm beweist: auch die ärmsten Länder sind gute Schuldner  ■  Aus Berlin Vera Gaserow

Italienische Sparkassen tun es, auch die Spanier bemühen sich, „aber keiner“, so brüstet sich der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Dr.Helmut Geiger, „betreibt es mit derselben Planmäßigkeit und Gründlichkeit wie wir“. Die Rede ist nicht vom schnöden Mammon, nicht von Kreditlinien und Zinssätzen, sondern von sozialem Engagement, von uneigennütziger Unterstützung oder kurz gesagt: von Entwicklungshilfe. Die nämlich, so überraschte der Sparkassen- und Giroverband am Montag in Berlin auf einer Pressekonferen, leisten bundesdeutsche Sparkassen schon seit gut acht Jahren quer durch alle Kontinente. Sechs Wochen vor der IWF/Weltbanktagung in Berlin (West) hatte der deutsche Sparkassen- und Giroverband eine ganze Putzkolonne von grau und blau beanzugten Herren aufgeboten, um den lädierten Ruf des Bankgewerbes mit der Präsentation von fünfzehn hauseigenen „Entwicklungshilfeprojekten“ aufzupolieren. Wenn man beim Sparkassenverband schon „aus verschiedenen sachlichen Gründen“ nichts von einem allgemeinen Schuldenerlaß für die Dritte Welt hält, so will man angesichts der Bankertagung doch nicht als böser Bube darstehen.

Sichtlich bemüht, aus dem deutschen Sparkassenverband eine Art Bahnhofsmission zu machen, sprachen die Herren also von hehren Dingen wie „Ersparnisbildung und Kreditvergabe, die Fischern, Bauern und Handwerkern in ihrer Tagesarbeit helfen“, von „Hilfe zur Selbsthilfe“, von „Banken für Landlose“, von „Kreditgewährung für Slumbewohner“ und von „Unabhängigkeit von privaten Geldverleihern“, die dank der sparkässlichen Entwicklungshilfe den Ärmsten der Armen zuteil werden.

Ganz konkret sieht diese „Entwicklungshilfe“ so aus: In Zusammenarbeit mit der bundesdeutschen öffentlichen Entwicklungshilfe stellt der Sparkassen- und Giroverband jährlich rund zwei Millionen Mark zur Verfügung, um Partnerinstituten in Afrika, Lateinamerika und Asien durch Vermittlung von technischem und personellem „know how“ unter die Arme zu greifen. Voraussetzung ist allerdings, daß die Partnerbanken ein „positives Betriebsergebnis“ vorweisen können. Was genau unter Entwicklungshilfe zu verstehen ist, liest sich im Bericht des Sparkassenverbandes etwa so: Unterstützung einer „flächendeckenden EDV-Lösung zwecks Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung mit Bankleistungen“ in China, Einladung von zwei Sparkassenführungskräften aus Kolumbien zu einem Studien und Informationsbesuch in Deutschland, Entsendung einer Gutachter- und Beratergruppe nach Niger oder Finanzierung von Werbefilmen für die National Savings Bank of Sri Lanka. Dabei, so erklärt die Sparkassenorganisation stolz, stellt man sich auch auf die örtlichen Gegebenheiten ein. In Peru z.B. bestärkt man die Partnerbank darin, Kredite auch gegen Hinterlegung von Edelmetallpfändern wie „Schmückstücken, Goldmünzen oder goldenen Uhren“ zu vergeben, über die die Kunden „traditionell verfügen“. Um die Kunden zum Sparen zu animieren, „kommt man der Spielleidenschaft der Peruaner entgegen“, indem man ein Prämiensparen anbietet. Selbst in der Volksrepublik China sind die Sparkassen aktiv: Durch den Einsatz modernster Techniken sollen die dortigen Partnersparkassen unterstützt werden, um den wachsenden Zahlungsverkehr bewältigen zu können.

Ziel dieses „völlig uneigennützigen“ Engagements der deutschen Sparkassen, so der Pressetext des Sparkassenverbandes, ist es, „breite Bevölkerungskreise an den plänmäßigen Umgang mit Geld heranzuführen“. Denn leider, leider sind „80 bis 90 Prozent der Bevölkerung“ dieser Staaten bisher „nicht bankfähig“. Doch das, so hofft Sparkassenverbands-Chef Geiger, wird sich, nicht zuletzt dank des entwicklungspolitischen Engagements, bald ändern. Schon jetzt hat man nämlich erkannt, daß „ärmere Bevölkerungsschichten trotz fehlender materieller Sicherheiten gute Schuldner sind“, und „auch wenn die Inflationsrate höher sein sollte als der Sparzins “, erscheint den Menschen in der Dritten Welt „ein Deponieren des Geldes bei der Sparkasse zunächst vorteilhaft“. Und da wollen deutsche Sparkassen doch dabei sein, oder? Mit „Planmäßigkeit und Gründlichkeit“, versteht sich.

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