piwik no script img

Seoul: Noch 987 Studenten in Haft

■ Geheimkontakte zum Norden vorgeworfen / Weiter Protest

Seoul (afp) - An der Seouler Yonsei-Universität versammelten sich gestern erneut 1.500 Studenten, um trotz des Rückschlages vom Vortag entschieden die Wiedervereinigung mit dem kommunistischen Norden zu fordern. Nahezu 1000 Demonstranten waren am Montag bei schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei festgenommen worden und befinden sich immer noch in Haft.

Die insgesamt 987 Studenten werden intensiv verhört. Sie gehören zu den 2.020 Festgenommenen des von der Polizei verhinderten Friedensmarsches nach Panmunjom, wo sich die Studenten mit nordkoreanischen Kommilitonen zu Gesprächen über die Wiedervereinigung treffen wollten.

Die Ermittlungen der Polizei konzentrieren sich auf mögliche Verbindungen zwischen Studentenführern und pro -kommunistischen Organisationen in Japan, verlauteten Staatsanwälte in Seoul. Aus Japan seien für den Marsch T -Shirts mit regierungsfeindlichen Parolen - wie „Vorhut der Wiedervereinigung“ - geschickt worden. Auch hätte der „Hauptdelegierte“ für das von Südkorea verbotene Treffen, der 23jährige Kim Choong-Kee, diese Gruppen in Japan mehrfach telefonisch kontaktiert.

Kim und neun weitere „Delegierte“ sowie Studenten, die bei den Auseinandersetzungen in Seoul Gewalt angewendet hätten, würden unter Anklage gestellt, hieß es weiter. Augenzeugen berichteten, etwa 50 helmtragende Polizisten in Zivil hätten eine Gruppe von schlafenden Demonstranten auf dem Gelände der römisch-katholischen Sokang-Universität überfallen. Die Polizisten hätten mit Stöcken und Eisenstangen auf die Studenten eingeschlagen und etwa zehn von ihnen mitgenommen. Zwei Studenten hätten ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen.

Unterdessen erklärte Nordkorea, die Vereinigten Staaten stünden hinter dem Scheitern des Treffens der beiden koreanischen Studentengruppen im Grenzort Panmunjom, wo nach dem Koreakrieg der Waffenstillstand unterzeichnet und die Teilung Koreas besiegelt worden war.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen