: PR & Druschba
■ Was die sowjetische Agentur 'Nowosti‘ in Berlin macht
Heute abend um 18.05 Uhr startet die erste Live -Radiobrücke zwischen Berlin und Moskau auf SFB 2. Die beiden Jugendredaktionen 'Radio Junost‘ und 'sf-beat‘ haben mit Unterstützung der sowjetischen Nachrichtenagentur 'Nowosti‘ die friedliche Äther-Kooperation gestaltet. Das ist nur eine der Aktivitäten von 'Nowosti'in West-Berlin:
Zubovsky Boulevard in der Moskauer Innenstadt. Sitz der Zentralredaktion der halbamtlichen Nachrichtenagentur 'Nowosti‘, zu deutsch Neuigkeiten oder Nachrichten. Erhabene Fassade und Marmor, mit dem hier nicht gegeizt wurde, lassen keine Zweifel aufkommen: Ein sowjetischer Mediengigant. Seinem Statut zufolge, das noch aus der Zeit vor dem 27.Parteitag datiert, soll die Agentur „wahrheitsgetreue Informationen über die Sowjetunion verbreiten und die sowjetische Öffentlichkeit mit dem Leben der Völker im Ausland vertraut machen“ - und dies im Dienste der „Völkerfreundschaft“, versteht sich. Letztere Aufgabe hat seit Beginn der Gorbatschow-Ära an Umfang beträchtlich zugenommen. Ein flächendeckendes Korrespondentennetz auf der ganzen Welt versorgt die heimischen Medien mit Stoff. Gleichzeitig erfüllen die Korrespondentenbüros die Funktion sowjetischer Basislager in Sachen Information über und PR für die UdSSR.
In West-Berlin sitzt seit zwei Jahren Boris Kaimakov. Sein Büro versprüht den spröden Charme eines halbeingerichteten Reisebüros. Die Regale sind vollgestopft mit Infobroschüren und Reiseführern, die zu lesen sich fast immer lohnt, z.B. 'Das Phänomen Stalin‘ mit Beiträgen namhafter sowjetischer Gesellschaftswissenschaftler, oder 'Perestroika: Wer ist dagegen‘. Kaimakov geht es um Kooperation. So hat er bereits einen Austausch der Zeitung 'TU-intern‘ mit dem Moskauer Ingenieurinstitut arrangiert, die 'Berliner Bauwirtschaft‘ war beim sowjetischen Fachblatt zu Gast und umgekehrt. Vor Anfragen kann er sich kaum retten. Sein bisher wohl größter Erfolg ist die Radio-Brücke. Trotz des gestiegenen Informationsbedürfnisses, bedauert Kaimakov, seien die deutschen Partner immer noch sehr reserviert, manchmal sogar mißtrauisch. Die Fünfte Kolonne ist noch nicht vorübergezogen.
K. H. Donath / Bärendienst
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