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733 Spar-Kälber leben!

■ Gericht verbot Notschlachtung, um Eigentum der Sparkasse Borken zu retten

Berlin (taz) - Das freut die TierschützerIn und den Geldsack gleichermaßen: mit dem Leben von 733 Kälbern rettete die Justiz gleichzeitig das Eigentum der Kreissparkasse Borken. Auf Antrag des Kreditinstituts verbot das Verwaltungsgericht Münster am Mittwoch vorläufig die Schlachtung der Tiere aus den Beständen zweier Lohnmäster des inhaftierten Großmästers Felix Hying. Der Oberkreisdirektor von Borken hatte die Schlachtung angeordnet, nachdem bei zwei Kälbern die verbotenen Wachstumshormone gefunden worden waren. Verglichen mit dieser Stichprobe in den Ställen sah das Gericht die Interessen des Unternehmens Sparkasse als höherwertig an. Schließlich gehören der Sparkasse als Gläubiger des Felix Hying die Kälbchen als Sicherungseigentum und in anderen Fällen seien schon mal Proben verwechselt worden.

Stellt sich die Frage, was macht eine Bank mit den Kälbern? Noch verdirbt der Hormonskandal nicht nur den Appetit, sondern auch die Preise. Wenn das vorbei sein wird, will der dicke Ignaz Kiechle den Tieren ab dem 1.Januar 1989 Eisen ins Futter mischen. Mit der weißen Fleischfarbe dürfte das Kaufinteresse schwinden. So sei der Sparkasse empfohlen, die Tiere vorerst schuß- und geiselnehmersicher zu hegen und zu pflegen, etwa im Tresor oder in der Kassenbox. Im Stall eines Mästers wäre ihr Leben unsicher: Nordrhein-Westfalens Fahnder meldeten Mittwoch zusätzliche 5.638 verseuchte Kälber aus den Ställen von Felix Hying und Bernhard Wigger. Summa summarum stehen damit 12.000 Tiere auf der Liste der Schlachthöfe. Die entwickeln Geschäftssinn: einige der zerteilten Kadaver sind Angaben der 'Kölnischen/Bonner Rundschau‘ zufolge in die Türkei exportiert worden. Sie sollen aus einer Schlachterei in Borken stammen.

Petra Bornhöft

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