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Britische Todesschüsse in Nordirland

Dublin (taz) - In Nordirland starben am Dienstagnachmittag drei Männer im Kugelhagel der britischen „Sicherheitskräfte“. Die Brüder Gerry und Martin Harte sowie ihr Schwager Brian Mullin fuhren in einem gestohlenen Fahrzeug in Richtung Carrickmore in der Grafschaft Tyrone, als die Soldaten kurz vor 16 Uhr das Feuer eröffneten. Die drei Männer wurden von mindestens 60 Kugeln getroffen. Ein herbeigerufener Pfarrer sagte später, er habe zwar Gewehre auf der Straße liegen sehen, könne aber nicht sagen, ob sie den Erschossenen gehört haben.

Der Tatort liegt nur wenige Kilometer von Ballygawley entfernt, wo vor zehn Tagen acht britische Soldaten durch eine IRA-Bombe getötet wurden. In Zusammenhang mit diesem Anschlag war einer der drei erschossenen Männer, von der nordirischen Polizei (RUC) verhaftet und verhört worden. „Sinn Fein“ der politische Flügel der IRA, erklärte am Dienstag abend, daß die Brüder Mullin „mutige und entschlossene Republikaner“ gewesen seien.

Ein Augenzeuge berichtete, daß kurz nach den Erschießungen vier Männer in Zivil mit einem Hubschrauber weggeflogen seien. Die Umstände der Tat deuten auf die britische Sondereinsatztruppe SAS (Special Air Service) hin. Vor knapp einer Woche hatte die britische Regierung einen geheimen Anti-IRA-Plan beschlossen, in dessen Vorfeld ein verstärkter Einsatz von SAS-Kommandos in Nordirland diskutiert wurde. Der irische Regierungschef Haughey hat eine „umfassende Untersuchung des anglo-irischen Sekretariats in Belfast“ gefordert. Der rechtsradikale protestantische Pfarrer Ian Paisley begrüßte es, daß den „Sicherheitskräften nun endlich die Fesseln genommen worden“ seien. Er hoffe, daß es sich bei den Erschießungen „nicht um einen Einzelfall“ gehandelt habe.

Ralf Sotschek

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